Bewegung beflügelt

| Text: Gabriele Metz |

Was verbindet Wildlife, Landschaften und Rennsport miteinander? Eine ganze Menge, wie der realistische Natur- und Tiermaler Georg Baumhakl eindrucksvoll beweist. Dabei vereint er Emotion und Eleganz mit technischem Know-how und einem unverkennbaren Faible für Bewegungen.

Viele kennen ihn vom Rennsport, den er seit Jahrzehnten meisterhaft auf die Leinwand bannt (so hat er unter anderem auch die Rallyesport-Legende Walter Röhrl samt dessen Tourenwagen porträtiert). Doch Georg Baumhakl fühlt sich in der Natur mindestens ebenso wohl wie inmitten lautstarken Motorengeheuls. Beides weckt in ihm tiefste Emotionen, inspiriert den gebürtigen Hessen und treibt ihn unaufhaltsam in sein Atelier. Dort greift er zu Farbe und Pinsel, vergisst die Welt um sich herum und versinkt ganz tief in einem Schaffensfluss, der nur denen zu eigen ist, die mit ganzem Herzen bei der Sache sind.

Wobei es Baumhakl keineswegs an technischem Know-how mangelt. Im Gegenteil. Sein künstlerisches Können überzeugt auf ganzer Linie. Mal schwungvoll und verschwenderisch, mal präzise und subtil. Der Mann, der in seiner Jugend eine Handwerkslehre absolvierte, beherrscht die gesamte Bandbreite und setzt sie gekonnt ein. Was besonders frappiert und fasziniert, ist seine ganz spezielle Art, Bewegung einzufangen, ohne sie dabei zum Stillstand zu bringen. Lebendigkeit und Elan machen seine Werke zu einem besonderen Erlebnis, reißen den Betrachter unweigerlich mit und evozieren multiperspektivische Gefühle.

Das Außergewöhnliche ist die Symbiose zwischen seinem untrüglichen Gespür für den Augenblick und handwerklichem Können, eine fruchtbare Basis für Meisterwerke, deren Ausstrahlung auch im Laufe vieler Jahre nichts von ihrer Einzigartigkeit verliert. Es ist ungemein faszinierend, die Verschmelzung der handwerklichen Tradition der alten Meister mit der tiefen Empfindung für den dramatischen Höhepunkt einer Szene so perfekt zu erleben.

Stets ist in Baumhakls Werken der Realismus präsent und fungiert gekonnt als Brückenschlag zwischen natürlicher Unberührtheit und von Menschenhand geschaffener Technik. Wiederkehrend findet sich die Ästhetik der leichten Bewegung. Aber auch kurze Augenblicke kraftvoller Dynamik scheinen auf. Auf den ersten Blick scheint all das ein dramatischer Gegensatz zu sein, doch schon auf den zweiten, aufmerksameren Blick hin gewahrt der Betrachter die Schlüssigkeit des künstlerischen Schaffens.

Einen auffliegenden Erpel, die Auerhahnbalz, einen Fischadler mit Beute, die Rauschzeit der Keiler, ziehende Kraniche und viele weitere interessante Motive stellt der Maler gekonnt realistisch dar und versäumt es dabei nicht, seine ureigenen Emotionen gleichzeitig mit auf die Leinwand zu zaubern. Trotz der verbindenden Elemente, die Baumhakls Handschrift so unverkennbar machen, verleiht er jedem einzelnen Genre eine ganz eigene Stimmung.

Es ist geradezu berauschend, den Meister dieser ästhetisch-realistischen Tierbilder inmitten von Farbtuben, Gefäßen voller Pinsel, Staffeleien und Leinwänden arbeiten zu sehen. Sein grau meliertes, mittellanges Haar, die Brille und die Mimik eines Denkers verleihen dem naturverbundenen, sportbegeisterten Mann einen intellektuellen Touch. Gerne denkt der in Heuchelheim bei Gießen lebende Künstler auch an die Menschen zurück, die ihn einst prägten und nach wie vor in seinem Schaffen beeinflussen. Dazu gehört der griechisch-deutsche Landschafts- und Porträtmaler Georg Demetriades (1899–1979), der unter anderem für seine exzellenten bildlichen Darstellungen der Stille berühmt ist. Bei ihm nahm Baumhakl Malunterricht und ließ sich immer wieder aufs Neue von dem Ausnahmekünstler inspirieren. Auch der weltbekannte Tiermaler Professor Manfred Schatz aus Meerbusch bei Düsseldorf (1925–2004) zählte zu Baumhakls Mentoren. „Schatz lenkte meinen Fokus auf die Bewegung der Wildtiere und die Dreidimensionalität der Darstellung“, sagt der Künstler, der grundsätzlich nicht mit Galeristen zusammenarbeitet, sondern seine Werke ausschließlich selbst vertreibt. Zwischen 250 und 4 000 Euro investieren Liebhaber der Kunstwerke Baumhakls in seine Gemälde. Kunstdrucke gibt es bereits zu einem Preis zwischen zehn und 60 Euro.

Die Werke des Künstlers, der am liebsten mit Öl auf Leinen sowie mit Aquarell- und Pastellfarben arbeitet, überzeugten bereits auf europaweiten Kunstausstellungen das Publikum. Dazu gehören unter anderem die Ausstellungen „Wild in de Natuur“ in Enschede, „ART & Vielfalt – Impressionen aus der Tierwelt“ in Magdeburg und „Tiermalerei“ in Regensburg. Plakate und anspruchsvolle Buchillustrationen runden das facettenreiche Werk Baumhakls ab.

Auch außerhalb von Ausstellungen gibt es Gelegenheit, den Künstler persönlich kennenzulernen und Atelierluft zu schnuppern. Baumhakl freut sich über Atelierbesuche und interessierte Fragen – nach Terminabsprache, versteht sich.

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