Biotope für Deutschland

| Text: Gabriele Metz |

Alle reden vom Naturschutz und von der Förderung der Biodiversität. Einige sind hier längst konkret aktiv. Das Modellprojekt „Biotope für Deutschland“ der Familienbetriebe Land und Forst e. V. und der Heinz Sielmann Stiftung ist einer der Vorreiter.

Rebhuhn, Kiebitz und Feldlerche sind selten geworden in Deutschland. Und sie sind längst nicht die einzigen Leidtragenden des dramatischen Besatzrückgangs bodenbrütender Arten. Ebenfalls betroffen sind auch andere Niederwildarten wie Fasane und Feldhasen. Der Hauptgrund für diese Entwicklung? Schwindende Lebensräume mit direkten Auswirkungen auf Nahrungssuche und Deckung. Verursacht durch den seit Jahrzehnten stattfindenden strukturellen Wandel der Landwirtschaft, der mit strukturarmen und großflächigen Agrarflächen einhergeht. Pestizide, Insektizide, Rodentizide, Fungizide und die mit ihnen verbundene Dezimierung von Insekten und Wildkräutern verschärfen die Situation zusätzlich. Es gibt kaum noch Feldraine. Klee, Kamille und Salbei sind vielerorts längst totgespritzt. Damit nicht genug: Umso früher die Ernte und anschließende Bodenbearbeitung, desto größer das Ausmaß der Zerstörung von Gelegen und Lebensräumen von Jungtieren. Nicht einmal Feldhasen gelingt es, sich in den wenigen zur Verfügung stehenden Wochen zu vermehren. Ein Point of no Return? Nein. Nicht, wenn durch entsprechende Maßnahmen neue Lebensräume für Niederwild & Co. geschaffen werden. Bundesweit gibt es be-reits laufende Projekte. Eines davon ist das Modellprojekt „Biotope für Deutschland“ der Familienbetriebe Land und Forst e. V. und der Heinz Sielmann Stiftung.

Schauplatz des Ganzen sind die 180 Hektar umfassenden landwirtschaftlichen Eigentumsflächen der Gräflich von Spee’schen Gutsverwaltung Heltorf – Bilkrath im Düsseldorfer Stadtteil Angermund. Der Eigenjagdbezirk Schloss Heltorf liegt zwischen den Großstädten Duisburg, Mülheim an der Ruhr, Düsseldorf und Mettmann. Dazu gehören auch circa 3 000 Hektar bejagbare Fläche inklusive Fremdparzellen. Wachsende Besiedlung und intensive Landwirtschaft prägen die Landschaft. Die Erholung suchende Bevölkerung verursacht – oft auch in der Begleitung von Hunden – erhebliche Störungen, was auch die Rückzugsmöglichkeiten des Wildes betrifft. Intensive landwirtschaftliche Nutzung hat zu einer großräumigen Vereinheitlichung der Flächen geführt und somit die frühere Vielfalt der Landschaft deutlich reduziert. Der Park um Schloss Heltorf ist das einzige größere Waldgebiet in diesem Bereich und ein wichtiger Rückzugsraum für Wildtiere. „Die Familie der Grafen von Spee hat schon vor vielen Jahren durch die Anlage beziehungsweise Erhaltung von kleineren Feldgehölzen für eine Auflockerung der großflächigen Landnutzung gesorgt. Das aktuelle Projekt beinhaltet eine Biotopvernetzung mit bereits vorhandenen Biotopen und Feldgehölzen“, erklärt der Revierförster der Gräflich von Spee’schen Forstverwaltung Heltorf, Klaus Weinem, der sich gemeinsam mit Gutsverwalter Thomas Schlüter für das Modellprojekt starkmacht.

Das Bewirtschaftungskonzept soll Raum für biologische Vielfalt schaffen, von der insbesondere auch Feldhase, Fasan und Rebhuhn profitieren. Zurzeit erfolgt eine Umsetzung der Maßnahmen auf einer Fläche von zwölf Hektar. Das entspricht immerhin sechs Prozent der landwirtschaftlichen Flächen der Gutsverwaltung Heltorf. „Die betreffenden Flächen liegen nicht in Schutzgebieten, die eine Be-auflagung der hier geplanten zusätzlichen Maßnahmen rechtlich vorgeben. Die Maßnahmen sind somit nicht auf das Greening anzurechnen, sondern werden als zusätzliche Maßnahmen umgesetzt“, betont Weinem. Es geht um die Förderung biologischer Vielfalt, und diese erfolgt durch gezielte Maßnahmen.

 

Lerchenfenster

Eine davon sind Lerchenfenster, also Flächen ohne Einsaat, deren Größe idealerweise mindestens 30 Quadratmeter beträgt. Dafür bietet sich die Anlage im Getreide an, insbesondere im Winterweizen. „Lerchenfenster sollten
circa 100 Meter abseits von Straßen und von Fußgängern oder Radfahrern frequentierten Bereichen und Hecken angelegt werden“, so Weinem. Ziel des Modellprojekts sind 30 bis 50 Lerchenfenster.

Lichtäcker

„Zudem legen wir um Blühstreifen herum Lichtäcker mit einer Breite von jeweils drei Metern an. Auf diesen Flächen verzichten wir auf den Einsatz von Dünger und Pestiziden. Bei der Getreideernte lassen wir den ersten Meter an den Blühstreifen stehen“, erklärt der Revierförster. Für die Umsetzung der Lichtäcker sei eine Reduktion der Saatgutmenge um circa 30 bis 50 Prozent erforderlich, woraus eine Verdopplung des Saatreihenabstands – also eine lichtere Aussaat in der Reihe – resultiere.

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