Bygga timmerhus själv – Blockhaus zum Selbstbauen

| Text: Theo Fischer |

Die Welt wird immer nachhaltiger und ökologischer. Auch deswegen erfreuen sich Holzhäuser steigender Beliebtheit. Wir besuchten die schwedische Blockhausbau-Schule von Markus und Katrin Wehr in Lakene, Schweden.

Malerische Landschaften säumen die schier endlos geraden Landstraßen zwischen Oslo und Mittelschweden. Markant duftende Kiefernwälder, rund geschliffene Fjäll-Buckel und weiche anmoorige Heideböden wechseln sich mit großflächigen Seen ab. Den Grenzübertritt zwischen Norwegen und Schweden bemerkt man im Wesentlichen am Wechsel des Straßenbelages, weniger am unscheinbaren Straßenschild, auf dem „Sverige“ steht. So unkompliziert kann Europa sein.

Die traumhaft schöne Landschaft, die sanften Hügel und die langen geraden Straßen, auf denen man maximal 80 km/h fahren darf, tragen zu einer sofortigen Entschleunigung bei. Überhaupt ist in Schweden alles weniger hektisch, weniger bürokratisch und weniger kompliziert. Und das sind nur einige Gründe, weswegen die Ur-Thüringer Katrin und Markus Wehr vor 14 Jahren nach Mittelschweden ausgewandert sind. Heute betreiben die beiden ein Unternehmen rund um das Thema Blockhaus, genauer gesagt Naturstammhaus. Hierbei werden die Stämme in ihrer ursprünglichen Gestalt mit allen Eigentümlichkeiten verbaut, wohingegen Blockhäuser auch aus industriell zylindrisch gesägten Balken hergestellt werden.

Ansässig ist das Familienunternehmen in Lakene, direkt am Lakenesjön, einem malerisch gelegenen See. Jedes Jahr finden einige wenige Blockhausbau-Kurse statt, zu denen sich jeweils maximal vier Teilnehmer anmelden können. Auch uns schlug der Naturstammbau in seinen Bann, und so begaben wir uns im April auf den Weg nach Lakene. Ganze sieben Tage dauert der Kurs, in dem man alle Grundtechniken und so manche Tricks und Kniffe der klassischen kanadischen Blockbauweise erlernt. Doch um es gleich vorwegzunehmen, man baut in fünf Praxistagen natürlich nicht einmal ansatzweise ein ganzes Blockhaus. Selbst für geübte Blockhausbauer sind ein bis zwei Stämme das Tagessoll. Es geht hier vielmehr darum, einen praktischen Einblick in das Handwerk und die Technik zu bekommen.

So wurden wir mit großer Herzlichkeit von Katrin und Markus empfangen und in der Stuga (schwedisch für Ferienhaus) einquartiert. Für die Rundumverpflegung sorgt die Hausherrin persönlich, und sie übertraf sich immer wieder selbst mit kulinarischen Spezialitäten aus Schweden, aber auch aus dem heimischen Eichsfeld. Gleich am ersten Tag des Workshops ging es direkt ran an den Stamm. Zunächst nur mit Zollstock, Wasserwaage und dem wichtigsten Werkzeug der Blockhaus-Enthusiasten, dem Zirkel. Denn jeder Stamm muss erst einmal genau ausgerichtet und eingemessen werden. Je nach Abholzigkeit, also der Durchmesserdifferenz zwischen Stammfuß und Stammende, muss eine vorläufige Höhenkorrektur eingearbeitet werden, damit der Stamm später auch eine gerade Oberkante bildet. Ist der Stamm richtig ausgerichtet, wird er mit den Log Dogs, kleinen Stahlwinkeln, fixiert und kann dann bearbeitet werden.

Nachdem das richtige Überlappungsmaß zweier übereinanderliegender Stämme bestimmt ist, wird dieses mit dem Zirkel, der über eine Dosenlibelle immer senkrecht in Waage steht, übertragen. Das braucht schon einige Übung, denn man muss zeitgleich den Zirkel gerade ausrichten und währenddessen sauber abtasten und auf dem oberen Stamm schreiben (also zeichnen). Da kommt es schon einmal schnell zu falschen Linien, die sich später als unschöner Luftspalt bemerkbar machen. Zum Glück erkennt Blockhaus-Meister Markus mit wachsamem Auge sofort selbst kleinste Ungenauigkeiten und unterstützt die Aktionen mit dem schwedischen Spezial-Zimmermanns- Radierer, den einheimische Jäger glatt mit einem Mora Messer verwechseln würden. Am Ende der Geometrie-Stunde ist die Kontur des unten liegenden Stammes perfekt mit allen Unebenheiten auf den oberen Stamm übertragen.

Es folgt eine Lehrstunde in Physik, der Stamm muss herunter von seinem designierten Platz. Am Boden lässt er sich einfach genauer und unkomplizierter bearbeiten. Doch wie bewegt man einen mehrere Hundert Kilo schweren Stamm? Nach alter Väter Sitte sind hier traditionell eine Rampe aus Stämmen und ein Seil als lose Rolle vorgesehen. Vorausgesetzt, es wurde einem Wochen vorher reichlich Spinat zugefüttert. In Schweden ist ja bekanntlich alles etwas einfacher. Mit nur einem Finger bewegt Markus den Stamm durch sanften Druck auf den Hydraulikhebel seines Schaufelbaggers, Baujahr 1980. Sanft gleitend schwebt er mühelos durch die Lüfte auf den Arbeitsbock.

Doch jetzt wird es mit einem Mal rasant. Mit einer Auswahl deutscher Fichtenmopeds eines namhaften Herstellers wird dem Stamm zu Leibe gerückt. Motorsägenerfahrung ist zwar hilfreich, aber nicht wirklich erforderlich. Lediglich Schnittschutzstiefel müssen mitgebracht werden. Weitere Schutzausrüstung wird zur Verfügung gestellt. Auch dem Sägen-Laien wird der richtige und sichere Umgang mit der Motorsäge ausgiebig gezeigt. Denn im Blockhausbau werden ganz andere Schnitttechniken und eine andere Sägeführung benötigt als im Wald. Auf jeden Fall lernen hier Forstwirte, Sägen-Profis und Anfänger gleichermaßen viel Neues dazu.

So wird beispielsweise der Stamm auf voller Länge in einer bestimmten Tiefe gekerbt, und zwar möglichst exakt entlang der angezeichneten Kontur. Dadurch entsteht die Urform der sogenannten Laterale. So bezeichnet man die unterseitige Längsöffnung jedes Blockstammes, die maßgenau auf den darunter liegenden Stamm angepasst wird. Das Schneiden der Laterale ist sehr trickreich und geschieht jeweils in mehreren Durchgängen, sodass eine W-Form entsteht, die später das naturbelassene Dämmmaterial optimal anpresst. Auch das Fräsen mit der Motorsäge, das geschickte Aushöhlen von Seitenflächen und viele weitere spezielle Sägetechniken werden hier vermittelt.

Nach dem Sägen muss die Kontur nachgearbeitet werden. Das geschieht von Hand mit einem Stechbeitel. Scharf geschliffen, gleitet dieser fast von allein, ohne Hammer, in Faserrichtung durch das frische Holz, und die vorgezeichnete Kontur wird millimetergenau ausgestochen.

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