Der Musiker unter den Laufhunden – der Basset Bleu de Gascogne

| Text: Angelika Glock |

Der Basset Bleu de Gascogne ist ein typischer Laufhund alten französischen Blutes, und er gehört zu den jagenden Hunden, die eigenständig, weiträumig und ausdauernd das Wild mit ihrem charakteristischen Geläut verfolgen. Zusammen mit dem Basset Artésien Normand, dem Basset Fauve de Bretagne, dem Grand Basset Griffon Vendéen und dem Petit Basset Griffon Vendéen zählt er zu den fünf kleinen Laufhundrassen Frankreichs. Die Ursprungs gebiete des Basset Bleu de Gascogne liegen,
wie es der Rassename bereits verrät, in der Gascogne im Südwesten Frankreichs.

Historie, Erscheinungsbild und Besonderheiten

Die kleineren niederläufigen Laufhunde sind vermutlich überwiegend durch sprunghafte Änderungen in den Erb-anlagen, also durch Mutation, aus den größeren Varietäten entstanden und daraufhin rein gezüchtet worden. „Basset“ (sprich: Basseeh, von „bas“ = niedrig, nicht hoch) ist dabei der aus dem Französischen stammende Ausdruck für die Größenbezeichnung. Die Wurzeln des Basset Bleu de Gascogne (im Folgenden auch mit dem offiziellen Rasse-kürzel BBG bezeichnet) sollen ursprünglich bis zu den südfranzösischen Jagdhundrassen des 14. Jahrhunderts zurückreichen. Sinn und Zweck der niederläufigen Varianten war es, einen langsameren Laufhund, sozusagen eine kurzläufige Variante, zu züchten, mit dem der Jäger eher Schritt halten konnte und der leichter und wendiger durch dichtes Unterholz und Gebüsch hindurchzudringen vermochte.

Als deutsches Pendant zum Basset Bleu de Gascogne wären die Deutsche Bracke und die Westfälische Dachsbracke zu nennen, als englisches Analogon der Basset Hound, zu dessen direkten Vorfahren der Basset Bleu de Gascogne gezählt wird, sowie der Beagle. Die vier Rassen der Bleu de Gascogne, zu Deutsch „Blaue Gascogner“, oft kurz auch „Bleus“ genannt, sind der Grand Bleu de Gascogne (der größte Bleu mit den zugleich ältesten Wurzeln, die bis zu den Kelten zurückreichen sollen), der Petit Bleu de Gascogne (eine kleinere Variante des Grand), der Griffon Bleu de Gascogne (ein rauhaariger Bleu) und der hier dargestellte Basset Bleu de Gascogne. Alle vier unterscheiden sich letztendlich nur durch ihre Größe und den Felltyp (dies im Bezug auf den Griffon Bleu, der als einziger der Bleus ein raues, etwas längeres Fell besitzt, entstanden durch die Kreuzung des Petit Bleu mit langhaarigen Griffons). Alle vier Bleus haben vom Grundprinzip her einen sehr ähnlichen Körperbau (rechteckig gestreckter Körper) und, ganz besonders typisch, dünne, lange, gefaltete Behänge – ein gemeinsames Merkmal mit dem Bloodhound (Hubertushund), der eng verwandt mit dem Grand Bleu de Gascogne sein soll. Der BBG unterscheidet sich eigentlich nur insofern von seinen größeren „Cousins“, als dass er als Basset kurze Beine besitzt. Er wurde wie alle Bleus im Jahre 1963 von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) als offizielle Hunderasse anerkannt.

Der Basset Bleu de Gascogne ist eine edle Erscheinung, hat eine kräftige und athletische Statur, wirkt aber nicht massig und keinesfalls behäbig. Er besitzt den typischen langen Bassetkörper und die bassettypischen kurzen Beine. Ausgewachsen ist er zwischen 34 und 38 cm groß und wiegt etwa 16 bis 18 kg.

Das Auffälligste an ihm ist seine Fellfarbe: Er trägt gro-ße schwarze Flecken auf einem weißen Untergrund, der wiederum übersät ist mit schwarzen Tupfen. Diese besondere Schwarz-Weiß-Kombination lässt sein Fell insgesamt blau erscheinen. Ein wesentliches Merkmal aller Bleu de Gascogne: Die Behänge sind dünn, gefaltet, enden spitz und müssen, nach vorn gelegt, bis über die Nasenspitze reichen; ihr schmaler Ansatz befindet sich deutlich unterhalb der Augenlinie, was den Bleus eine optisch hohe, aristokratisch wirkende Stirn verleiht. Markant ist auch der betonte Hinterhaupthöcker. Im Gesicht der Bleus ergeben die typischen Jagdhundabzeichen in Loh einen auffälligen Kontrast zum übrigen Körper. Seine lange Rute mit dem kräftigen Ansatz trägt der BBG übrigens wie alle Bleus sehr selbstbewusst und stolz als Säbelrute. Charakteristisch vor allem für den Basset Bleu de Gascogne ist seine tiefe, sehr laute, kräftige, klangvoll heulende Stimme (manche vergleichen den Sound mit dem eines Heulers im Watt), sobald er auf der warmen Fährte arbeitet, die auch über sehr weite Entfernungen trägt. Er gilt den Franzosen als beispielloser Musiker unter den Laufhunden (die ja bekanntermaßen alle über einen sonoren Spurlaut verfügen), und sie bezeichnen ihn daher gern auch als „hurleur à la bonheur“.

1893 findet der Basset Bleu de Gascogne zum ersten Mal Erwähnung in der Zeitung „L’eleveur“. Anfang des 20. Jahrhunderts machte sich Alain Bourbon, bekennender Lieb-haber des BBG, daran, seine Varietät vor dem Verschwinden zu bewahren. In seinem Buch „Nos bassets Français“ beschreibt er 1913 die Neuaufstellung der Zucht sowie die verschiedenen französischen Bassetrassen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Frankreich zu finden waren. Bourbon lebte und jagte in Mayenne, wo seine hervorragenden Hasenjagdteams sehr bekannt waren. Seine Tätigkeit als Züchter des Basset Bleu de Gascogne war die bedeutendste und erfolgreichste im letzten Jahrzehnt vor dem 1. Weltkrieg. Er kreuzte ähnliche Rassen ein, beispielsweise den heute ausgestorbenen Basset Saintongeois sowie die Grand Bleu. Durch gezielte Selektion und gewissenhafte Zucht entstand der Basset Bleu de Gascogne so, wie wir ihn heute kennen.

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