Die Familie der Rabenvögel
| Text: Dr. Johanna Maria Arnold und Dr. Janosch Arnold |
Rabenvögel gehören zu den Singvögeln. Sie können zwar nicht besonders gut singen, beherrschen dafür aber viele andere Dinge. Viele Studien untersuchten ihre besondere Intelligenz und ihre Fähigkeit, diverse Probleme zu lösen. Sie wirken in Ökosystemen nicht nur als Prädatoren, sondern auch als Pflanzenverbreiter.
Eine große Familie
Die Familie der Rabenvögel, im Lateinischen auch Corvidae oder eingedeutscht Corviden genannt, gehört zu der Ordnung der Sperlingsvögel (Passeriformes) und der Unterordnung der Singvögel (Passeri). Ihr gehören 250 Arten in 25 Gattungen an, wovon neun Arten in Deutschland vorkommen. Der Kolkrabe (Corvus corax), die Saatkrähe (Corvus frugilegus), die eng verwandten Arten Rabenkrähe (Corvus corone) und Nebelkrähe (Corvus cornix), der Eichelhäher (Garrulus glandarius), die Elster (Pica pica), die Dohle (Corvus monedula) und die vornehmlich im Gebirge lebenden Arten Alpendohle (Pyrrhocorax graculus) und Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes). Früher wurden die beiden Arten Rabenkrähe, die reinschwarze Krähe, mit ihrer westeuropäischen Zwillingsart, der Nebelkrähe, einer hellgrauen Krähe mit schwarzen Flügeln und schwarzem Kopf, zur Aaskrähe mit zwei Unterarten zusammengefasst. Genetische Untersuchungen zeigen jedoch, dass es sich um zwei eigenständige Arten mit einer Verbreitungsgrenze, die mitten durch Deutschland geht, handelt. Die Nebelkrähe brütet vor allem in den östlichen Bundesländern und in Schleswig-Holstein, die Rabenkrähe in den restlichen Bundesländern. Hybriden treten im Überschneidungsgebiet auf.
„Krok“ – „Krah“: Der Kolkrabe
Mit einer Gesamtlänge von etwa 65 cm, einer Flügelspannweite von etwa 120 cm und einem Gewicht von bis zu 1,5 kg ist der Kolkrabe der größte Vertreter der Rabenvögel. Sein Federkleid ist tiefschwarz und blau schimmernd. Einst in West- und Mitteleuropa als vermeintlicher Nahrungs- und Jagdkonkurrent sowie „Pest- und Todesvogel“ ausgerottet, überlebte er in kleinen Restpopulationen in Schleswig-Holstein und in den Alpen. Er besiedelt in Deutschland vornehmlich halboffene Landschaften mit mehr oder weniger großen Waldanteilen vom Flachland bis ins Hochgebirge und bis hin zu Felsenküsten. In der Kulturlandschaft brütet er in sicherer Höhe in inselartigen Gehölzen und Baumreihen wie auch in Wäldern, auch in Masten von Hochspannungsleitungen brütet er. In den Alpen ist er überwiegend ein Felsbrüter bis in 1 800 m ü. NN. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich hauptsächlich im Nordostdeutschen Tiefland, in großen Teilen der Mittelgebirge sowie in den Alpen und dem Alpenvorland. Eine lückenhafte Verbreitung und geringere Dichten erreicht er im Westdeutschen Tiefland, in den südwestlichen Ausläufern der Mittelgebirge und dem nördlichen Alpenvorland. Für die Zeitspanne 1985–2009 ergaben Erfassungen einen Brutbestand von 15 500 bis 22 000 Paaren, das entspricht etwa 3 % des gesamten europäischen Bestandes (Gedeon et al. 2014, ADEBAR). Die in Dauerehe lebenden Vögel sind territorial und treten selten in größeren Gruppen auf. Der Kolkrabe ist ein Standvogel.
Manche Vorgänge setzen Wärme frei. Eine spezielle Besonderheit von Wiederkäuern liegt in der Wärmefreisetzung durch mikrobielle Fermentation in Pansen und Dickdarm. Diese zusätzliche Wärmeproduktion trägt zur Aufrechterhaltung der Körperkerntemperatur bei. Grundsätzlich sind Kohlenhydrate das beste Nährsubstrat für die Pansenmikroorganismen und die ideale Quelle für eine zusätzliche Wärmebildung. Pflanzenfresser wie das Rehwild sind außerhalb der Vegetationsperiode einer Doppelbelastung ausgesetzt: Dem drastisch reduzierten Vorhandensein von Nahrung stehen die bei Kälte höheren energetischen Kosten der Wärmeregulation gegenüber. Wildtiere haben durch evolutionäre Prozesse bemerkenswerte An-passungen entwickelt, um diesem Dilemma zu trotzen. So reduziert das Rehwild etwa ab dem Zeitpunkt der Wintersonnenwende seine Nahrungsaufnahme im Winter – der mit einem Rückgang proteinreicher Äsung einhergeht – um 30 bis 40 %. Ende Dezember bis Ende März wird der gesamte Stoffwechsel reduziert. Ein Vorgang, wie er bis vor Kurzem nur von Winterschläfern (s. u.) bekannt war und der nicht nur das Rehwild betrifft, sondern auch beispielsweise beim Rotwild, Stein- und Gamswild gut untersucht wurde (Arnold et al. 2004, Signer et al. 2011, Arnold 2013). Durch eine Absenkung der Stoffwechselaktivität, die vor allem durch die Toleranz einer niedrigen Körpertemperatur möglich ist, verringert sich folglich der Energiebedarf während der Winterzeit. Gesteuert werden die jahres- und tageszeitlichen Anpassungen von der Tageslänge.
„Krah“: Die Saatkrähe
Die Saatkrähe hat eine Gesamtlänge von knapp 50 cm, eine Flügelspannweite von etwa 90 cm und ein Gewicht von 460 bis 520 g. Das Gefieder zeigt im Licht einen violetten Schimmer, und Merkmal adulter Vögel ist die unbefiederte grauweiße Hautpartie am Ansatz des recht spitzen Schnabels. Die Saatkrähe ist ein Allesfresser und frisst gerne auch an Getreidekorn und frischer Saat, was zu Konflikten mit der Landwirtschaft führt. Ehemals wurde sie in Deutschland sehr häufig intensiv bejagt und verfolgt, und auch durch Lebensraumveränderungen kam es zu großen Bestandsrückgängen. Arealverluste führten auch zu einer Besiedelung von städtischen Bereichen. Die Saatkrähe brütet gerne in großen Kolonien auf hohen Bäumen in der offenen Landschaft oder auch in Laubwäldern, Parkanlagen oder Straßenbäumen. Im städtischen Bereich ist sie aufgrund der Lärmbelästigung und der durch sie verursachten Verschmutzung nicht gerne gesehen. In Deutschland ist die Saatkrähe eine Charakterart der Niederungslandschaften, der fruchtbaren und tiefgründigen Acker- und Grünlandbe-reiche sowie der offenen Flusstäler. Regionen mit armen Böden, größeren Waldgebieten oder Gebirgslagen werden eher gemieden. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt im Bereich der Küsten- und Flussmarschen sowie der Jungmoränenlandschaft im Osten Schleswig-Holsteins. Dort lebt über die Hälfte der Saatkrähen, der Rest verteilt sich bandartig entlang von Flusssystemen und Auen über die gesamte Republik. Für die Zeitspanne 1985–2009 ergaben Erfassungen einen Brutbestand von 80 000 bis 89 000 Paaren, das entspricht weniger als 1 % des gesamten europäischen Bestandes (Gedeon et al. 2014, ADEBAR). Die Saatkrähe lebt monogam, einmal einen Brutpartner gefunden, bleibt sie ein Leben lang mit ihm zusammen. Die Art ist in Deutschland ein Standvogel.
„Kräh“ – „Kjah“ – „Kirr“: Die Rabenkrähe
Die Rabenkrähe sieht dem Kolkraben sehr ähnlich, ist aber deutlich kleiner. Mit einer Gesamtlänge von etwa 45 cm, einer Flügelspannweite von bis zu 92 cm und einem mittleren Gewicht von 580 g ist sie in etwa so groß, aber etwas schwerer als die Saatkrähe. Die Schnabelwurzel ist stets schwarz. Die Rabenkrähe ist sehr anpassungsfähig. hinsichtlich ihres Lebensraums, sie besiedelt gerne gehölzreiche Habitate mit Präferenz für eine vom Grünland durchsetzte halboffene Kulturlandschaft, Stadtränder und begrünte Stadtbereiche. Sie lebt gerne in von Fluss-auen und fruchtbaren Böden geprägten Landschaften. In Deutschland lebt sie vor allem in West- und Süddeutschland mit Dichteschwerpunkten in den Städten, z. B. auch Berlin. Für die Zeitspanne 1985–2009 ergaben Erfassungen einen Brutbestand von 580 000 bis 790 000 Revieren. Zahlen zum europäischen Brutbestand liegen noch nicht vor, da die Arten Raben- und Nebelkrähe bislang nicht differenziert wurden (Gedeon et al. 2014, ADEBAR). Auch in Dauerehe lebend, treten sie während der Brutzeit paarweise auf. Nichtbrüter leben in Junggesellentrupps. Im Herbst kommt es oft zu großen Schwarmbildungen gemeinsam mit Dohlen und Saatkrähen. Die Rabenkrähe ist in Deutschland ein Standvogel.