Gänsejagd – Erfolg mit dem Lockbild
| Text: Roger Leuthard |
Die Gänsejagd übt einen ganz eigenen, faszinierenden Reiz aus. Die Graugans kommt inzwischen in vielen Revieren im Flachland vor, auch die Neozoen Nilgans und Kanadagans breiten sich immer mehr aus. Welche Ausrüstung für die Jagd auf die scheuen Vögel erforderlich ist und welche Strategie die beste Wahl darstellt, haben wir für Sie übersichtlich aufbereitet.

In den vergangenen Jahren haben die Bestände mancher Gänsearten erheblich zugenommen. Insbesondere das Norddeutsche Tiefland dient vielen Arten als wichtiges Durchzugs- und Überwinterungsgebiet. Die Lockjagd auf Gänse stellt eine bewährte Methode dar, um die übermäßigen Fraßschäden, die durch die Wildgans verursacht werden, wieder in ein gesundes Maß zu bringen. Die Schädigungen des für die Haustierfütterung vorgesehenen Bewuchses, die durch Fressen, Herausrupfen (inklusive Wurzeln) und Verkoten entstehen, sind teilweise enorm. Die Jagd auf Gänse spielt somit eine wichtige Rolle bei der Verhütung von Wildschäden. Durch die Regulierung der Gänsepopulation können landwirtschaftliche Flächen und natürliche Lebensräume besser geschützt werden. Eine kontrollierte Jagd ist somit eine effektive Maßnahme, um das Gleichgewicht in der Natur zu wahren und Schäden an Pflanzen und Ernten zu minimieren. Dies trägt nicht nur zur Erhaltung der Biodiversität bei, sondern unterstützt auch die Interessen der Landwirte und der Umwelt insgesamt.
Der ideale Standort
Die Fähigkeit zu fliegen macht Gänse zu einer herausfordernden Beute bei der Jagd. Natürlich kann man versuchen, sie auf ihren vertrauten Flugrouten während des Überflugs zu erlegen. Deutlich erfolgreicher ist jedoch die Lockjagd mit Lockgänsen und Gänselockern. Gejagt wird dabei aus Gänseliegen oder gut getarnten Schirmen. Damit das Anlocken gelingt, müssen die aktuellen Futterplätze der Gänse bekannt sein. Diese können über Jahre hinweg stabil bleiben (häufig bei Grünland), können sich aber auch in Abhängigkeit von der Feldfrucht oder bei natürlichen Veränderungen von Gewässern immer wieder ändern.
Tipp! Bevor der Platz für die Jagd ausgesucht wird, sollte man das potenzielle Gebiet vorher über mehre-re Tage, vor allem am Vortag, gründlich beobachten. Wenn Gänse zu diesem Futterplatz kommen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie auch am folgenden Tag dort anzutreffen sind.
Die richtige Ausrüstung ist entscheidend
Die richtigen Lockgänse sind die entscheidenden Hilfsmittel zum Anlocken von Gänsen. Um eine optimale Lockwirkung zu erzielen, sollten mindestens 30 Lockgänse eingesetzt werden. Hier gilt: Viel hilft viel! Ein besonders realistisches Aussehen steigert den Jagderfolg erheb-lich. Optimal sind Lockgänse, deren Körperhaltung individuell verstellbar ist. Auch Lockgänse mit beweglichen Körperteilen, die vom Wind in Be-wegung gesetzt werden, erhöhen die Chancen auf das Anlocken eines Gänseschwarms.
Achtung! Die verwendeten Lockgänse müssen zwingend der bejagten Gänseart entsprechen. Eine Gruppe gesellt sich gerne zu ihren Artgenossen. Dabei ist zu beachten, dass sich alle Gänsearten gerne in der Nähe
von Graugänsen aufhalten. Graugänse hingegen neigen nicht dazu, das Lockbild anderer Gänsearten anzufliegen.
Welche Lockgänse bieten die beste Anlockwirkung?
Auf dem Markt gibt es viele verschiedene Lockgänse. Nicht jede bringt jedoch den gewünschten Erfolg. Qualität hat auch hier ihren Preis!
FUD – Fold Up Decoys
Faltbar – platzsparend – optisch ansprechend. Die sogenannten FUD (Fold Up Decoys, also faltbare Lockvögel) wirken auf den ersten Blick als ideale Lösung. Der fotorealistische Druck erscheint für das menschliche Auge nahezu perfekt. Ein weiterer Vorteil dieser Lockvögel ist, dass sie auch problemlos auf dem Wasser ohne zusätzliche Schwimmhilfe eingesetzt werden können. Bei Graugänsen hat sich gezeigt, dass ein regelmäßiger Einsatz seine Spuren hinterlässt. Nach wenigen Jagden erkennen die Gänse die Attrappen und ignorieren das Lockbild fortan bzw. fliegen es nur äußerst skeptisch an.
Windsocks/Sillosocks
Windsocks, oder auch Sillosocks genannt, sind grob stilisierte Attrappen mit einem zweidimensionalen Kopf- und Halsbereich sowie einem sack-förmigen textilen Körper. Sie eignen sich hervorragend zur Ergänzung des Lockbildes. Der Wind bringt ihren Körper in Bewegung, was von den Gänsen gerne angenommen wird.
Beflockte/bemalte Lockgänse
Dank spezieller UV-Farben – die besonders wenig glänzen – und even-tuell einer Beflockung werden unnatürliche Lichtreflexe vermieden. Bei beflockten Lockgänsen ist jedoch besondere Vorsicht geboten, um bei der Handhabung die empfindliche Oberfläche nicht zu beschädigen.
Halbschalen-/Vollkörper-Lockgänse
Vollkörper-Lockgänse benötigen viel Platz sowohl für die Lagerung als auch für den Transport. Allerdings stechen sie im Feld als große Attrappen besonders hervor! Die Oberflächen dieser Lockgänse sind in der Regel
unterschiedlich bemalt und/oder beflockt. Dabei ist es wichtig, zu beachten, dass Gänse – wie alle Vögel – im UV-Spektrum sehen können, was bedeutet, dass sie eine ganz andere optische Wahrnehmung haben als wir Menschen. Nur durch die Auswahl von Farben, die im UV-Licht wirken, kann das Lockbild für eine Gans wie ein Artgenosse erscheinen. Halbschalen-Lockgänse hingegen lassen sich gut stapeln und sind somit leichter zu transportieren. Sie stellen sitzende oder liegende Gänse recht gut dar. Auch hier spielen die richtige Oberfläche, Bemalung und Beflockung eine entscheidende Rolle.
Fazit
Welche Lockgänse man sich zulegen möchte, sollte sorgfältig überlegt werden. Die beste Lockwirkung erzielen beflockte Vollkörper-Lockgänse; diese sind allerdings in der Anschaffung am teuersten. Ebenso erfolgreich hat sich eine Mischung aus verschiedenen Lockgänsen, Vollkörper- und Halbschalen-Lockgänsen sowie Sillosocks erwiesen.
Lockbild
Wer bei der Gänsejagd erfolgreich sein will, muss im Vorfeld bereits einiges für den Erfolg tun. Neben der Anschaffung der richtigen Ausrüstung gehört auch das Auskundschaften des Reviers dazu. Gänsejäger sollten regelmäßig Zeit für die Beobachtung der Vögel in der Natur einplanen, um ein Gespür für deren Verhalten zu entwickeln. Dementsprechend natürlich gestaltete Lockbilder bringen mit hoher Wahrscheinlichkeit Jagderfolge.
Gänse fliegen ungern ein Lock-
bild an einer Hecke oder in der Nähe von Maisäckern an; viel erfolgversprechender sind Lockbilder, die in der Nähe eines Grabens oder um Gänse-liegen herum aufgebaut sind. Dabei
ist unbedingt darauf zu achten, aus welcher Richtung der Wind weht;
denn Gänse fliegen das Lockbild stets gegen den Wind an. Die einfachste Form eines Lockbildes ist eine U-Form; hierbei werden die Gänseliegen oder der Tarnschirm am unteren Ende in-stalliert.
Tipps!
• Windrichtung beachten
• Lockbild der Natur anpassen
Gänseliege oder Tarnschirm?
Gänse verfügen über einen hervorragenden Sehsinn und nehmen selbst kleinste Veränderungen in ihrer Umgebung sofort wahr, was sie misstrauisch macht. Darüber hinaus sind Gänse, entgegen einem weitverbreiteten Sprichwort, sehr intelligent. Daher ist eine gute Tarnung für die Gänsejagd von entscheidender Bedeutung. Wer erfolgreich auf Gänse jagen möchte, muss in der Lage sein, sich geschickt zu tarnen und die Gänse zu täuschen. Ein Tarnschirm ist eine ausgezeich-nete Möglichkeit, um sich vor den aufmerksamen Augen der Vögel zu verstecken. Um sicherzustellen, dass die Gänse keinen Verdacht schöpfen, sollten Tarnschirm und Lockbild im Dunkeln aufgebaut werden. Es ist wichtig, dass der Tarnschirm vollständig blickdicht ist, da Gänse selbst kleinste Bewegungen sofort bemerken. Idealerweise sollte der Tarnschirm in eine Hecke, einen Schilfstreifen oder andere natürliche Strukturen integriert werden. Hierbei helfen Ghillinetze, um den Tarnschirm optisch mit der Natur verschmelzen zu lassen.
In der Regel sollte der Tarnschirm Platz für maximal zwei Jäger bieten, da bei der Jagd nichts dem Zufall überlassen werden sollte. Wildtiere, ins-besondere Gänse und Krähen, reagieren sehr empfindlich auf ungewohnte Situationen. Eine Gänseliege ist ein beliebtes Hilfsmittel für die Gänsejagd, jedoch besteht das Hauptproblem da-rin, dass jede Bewegung schnell bemerkt wird und viel natürliches Material benötigt wird, um eine optimale Tarnung zu erreichen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl Gänseliegen als auch Tarnschirme erfolgreich bei der Gänsejagd eingesetzt werden können. Beide haben Vor- und Nachteile, die individuell abgewogen werden müssen.
Schlechtes Wetter ist gutes Wetter
Das Wetter spielt eine entscheidende Rolle. Bei der Gänsejagd gilt die Regel: Schlechtes Wetter ist vorteilhaft. Hochnebel bietet bei der Jagd auf Gänse einen wesentlichen Vorteil: Die Gänse werden das Lockbild niedriger und flacher anfliegen. Obwohl wir alle sonniges Wetter mit Windstille schätzen, wird es unter solchen Bedingungen äußerst schwierig, Gänse anzulocken. In der Regel fliegen sie dann zu hoch und lassen sich kaum von ihrem Kurs abbringen.