Geht an die Nieren

| Text: Annette Feldmann |

Goldrute wirkt diuretisch und wird auch heute noch bei Nieren- und Harnwegsproblemen eingesetzt. Den strahlend goldgelben Blütenköpfen verdankt die Pflanze ihren Namen.

Wie die meisten Pflanzen, die in der Volksheilkunde Bedeutung haben, ist auch die Goldrute unter mehreren Namen bekannt. Sie weisen unter anderem auf ihre heilende Wirkung hin. So etwa Machtheilkraut, Heidnisches Wundkraut, Petrusstab, Fuchsschwanz oder Sankt-Peter-Stabkraut. Eine weitere Bezeichnung für die Echte Goldrute ist auch Laurenzilorbeer. Dies geht wahrscheinlich auf den heiligen Laurentius von Rom zurück, der im 3. Jh. n. Chr. auf einem glühenden Eisenrost den Märtyrertod starb. Weil dies im August geschah – wenn die Goldrute blüht –, machte die Kirche daraus den Laurenzilorbeer.

Der lateinische Name selbst bezieht sich wohl auf die Heilkraft der Pflanze: „solidare“ steht für „stärken“ oder „gesund machen“, „virga“ für „Rute“ und „aureus“ für „golden“.

Bereits im Mittelalter wird die Goldrute als Arznei in volksheilkundlichen Schriften erwähnt. Im „Kreutterbuch desz hochgelehrten vnnd weitberühmten Herrn D. Petri Andreae Matthioli“ von 1586 zitiert ebendieser den Arzt und Pharmazeut Arnaldus de Villanova, der über das „Heidnische Wund-kraut“ schreibt, dass es „den Harn gewaltig treibe, den Stein breche und außführe“. Zu diesem Behufe müsse das Kraut in „weissem Wein gesotten und getruncken“ werden. „Gedörrt, gepulvert in die frischen und alten Wunden, auch in die Fistel gestreuet“, reinige sie hingegen die Wunden und fördere die Heilung.

Der Arzt und Botaniker Tabernaemontanus bekräftigt in seinem Mitte des 16. Jahrhunderts verfassten „Neuw vollkommentlich Kreuterbuch“ ebenfalls die Heilwirkungen der Goldrute mit den Worten Matthiolis: „… daß diß Kraut ein sonderliche Krafft und Eigenschafft habe wider den Stein und das Nierenwehe“. Und äußerlich angewendet heile sie alle Wunden und sogar die Mundfäule. Die be-rühmte Äbtissin und Gelehrte Hildegard von Bingen setzte ebenfalls auf Solidago virgaurea, wenn es darum ging, Harnleiden oder Verdauungsbeschwerden zu kurieren. Zudem soll Katharina von Bora ihrem stets an unzähligen Beschwerden und Krankheiten leidenden Gatten Martin Luther gern Goldrutentee zur Genesung gebrüht haben.

Die Pflanze enthält unter anderem Flavonoide, Saponine, ätherische Öle, Gerbstoffe und Mineralstoffe. Auch heute noch wird Goldrute als Arzneipflanze vor allem bei Harnwegsproblemen eingesetzt – etwa als Tee oder als Tinktur.

Darüber hinaus zählt sie zu den Färberpflanzen und wurde daher im Mittelalter zum Färben von Stoffen verwendet.

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