Grill den Räuber!

| Text: Bastian Fuhrmann |

Die Grillsaison steht vor der Tür. Und weil sich Klaus Glaetzner, der Mann hinter dem erfolgreichen YouTube-Kanal „Klaus grillt“, entschlossen hat, den Jagdschein zu machen, hatten wir ein paar Fragen. Denn neuerdings landen neben erlegtem Reh oder erlegter Wildsau auch Dachs, Nutria, Waschbär oder Schwan auf seinem Rost. Der umtriebige Outdoorkoch und Geschäftsmann antwortete standesgemäß in Berliner Schnauze.

Sie haben vor ungefähr zehn Jahren mit Grillvideos auf YouTube angefangen. Was hat sich in dieser Zeit für Sie verändert?

Meine Community ist richtig gewachsen, und ich freue mich einfach, wenn ich andere zum Kochen inspiriere. Während Corona hatte mein Grill-Content, wie es heute so schön heißt, natürlich extremen Aufschwung. Die Leute blieben daheim und mussten
ja irgendwas machen. Dat ging schon ordentlich ab, wa?! Mittlerweile hat es sich aber eingespielt und ist wieder auf Normalniveau. Zum Sommer hin schalten sich wieder mehr Zuschauer dazu, logisch – aber ich habe trotzdem eine treue Stammgemeinde, die mir auch im Winter folgt und zuschaut. Für einen echten Griller gibt es ja keen schlechtes Wetter, nich wahr? Zwischenzeitlich hatte ich dann noch die Idee, eigene Kräutermischungen herzustellen und zu vermarkten. Oft fehlte mir an diversen Gewürzmischungen einfach noch das gewisse Etwas. Am Ende war es mir zu nervig, immer etwas hinzuzugeben. Irgendwann kamen dann noch die Beefbandits dazu: ein Online-Versandhandel, der aus-gesprochen gutes Fleisch und geniale Soßen und noch mehr geiles Zeug rund ums Fleisch im Programm hat.

Sie haben kürzlich den Jagdschein gemacht. Was hat Sie dazu bewegt?

Ich war schon immer gern in der Natur, deswegen grille ich ja auch mit Vorliebe unter freiem Himmel. Außerdem gehe ich leidenschaftlich gern angeln. Nach dem Angelschein war das grüne Abitur irgendwann die logische Konsequenz. Zugegeben, ich hatte es mir leichter vorgestellt. Zum Glück hatte ich aber schon ein gewisses Basiswissen. So ganz ohne Vorahnung da reinzugehen, insbesondere in einen Wochenkurs, halte ich für fahrlässig.

Trotz medialer Reichweite schrecken Sie auch nicht vor einer Zubereitung von Waschbär, Nutria, Dachs und sogar Schwan zurück. Hat das YouTube-Methode, oder ist es reiner Forscherwille?

Ich war schon immer dafür, alles zu zeigen. Die Menschen müssen ein-fach verstehen, woher ihr Schnitzel stammt. Die meisten haben sich davon doch viel zu weit entfernt und kennen Fleisch nur noch aus dem Kühlregal. Obendrein bin einfach neugierig auf das, was die Natur so hergibt. In meiner konventionellen Art des Grillens verfolge ich das Nose-to-Tail-Konzept ja auch. Beim frisch erlegten Wild ist es noch mal umso wichtiger, das Wildbret entsprechend zu würdigen. Wenn ich schon einem Tier das Leben nehme, dann will ich auch möglichst alles verwerten, oder etwa nicht? Warum das Filet und die Keule bevorzugen und den Rest wegwerfen? Oder warum stehen nur Reh, Wildschwein oder Ente auf unserem wilden Speiseplan? Warum Neozoen erlegen und entsorgen, ohne zu wissen, wie lecker die eigentlich sind. Es ist einfach traurig, was alles auf dem Luderplatz landet – echte Delikatessen, wie ich finde.

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