Im Takt der Waldkauz-Polka

| Text: Gabriele Metz |

Wenn Jagdhörner erklingen, macht sich eine geradezu meditative Atmosphäre breit. Insbesondere dann, wenn Hornmeister Michael Müller das Bläsercorps der Kreisjägerschaft Krefeld dirigiert. Dies brachte gerade zum zweiten Mal den Titel Deutscher Meister in die einstige Samt- und Seidenstadt am Rhein.

Allmählich füllt sich der Parkplatz im Krefelder Stadtwald mit Autos. Doch es steigen keine wettbegeisterten Pferderennsport-Enthusiasten aus – wie man angesichts der nahe gelegenen Rennbahn und der imposanten Zuschauertribünen durchaus vermuten könnte. Die Vielzahl der mitgebrachten Instrumente geben Aufschluss: Hier treffen Musikbegeisterte aufeinander. Genau genommen das Bläsercorps der Kreisjägerschaft Krefeld. Und da ist auch schon Michael Müller, der musikalische Leiter der Krefelder Jagdhornbläser, die gerade zum zweiten Mal die Deutsche Meisterschaft gewonnen haben. Der Hornmeis-ter begrüßt alle freundlich und geleitet den Trupp zum Vereinsheim. Das geräumige Gebäude bietet Raum für geselliges Beisammensein, aber vor allem auch für Unterricht im Rahmen der jagdlichen Ausbildung von Jungjägern. Anschauungsmaterial gibt es genug in den Vitrinen, in denen Präparate vom Bisam über Singvögel bis hin zum Dachs zu bewundern sind. Hier entwickeln Jungjäger und so manches Kind ein Bewusstsein dafür, was die Jagd ausmacht, und schärfen ihren Blick für die heimische Tier- und Pflanzenwelt.

Doch heute geht es um Musik. Genau genommen um Blasmusik, und das auf denkbar hohem Niveau. Denn das Bläsercorps der KJS Krefeld gehört seit Langem zu den besten der Zunft. Bereits 2019 siegten die Krefelder bei den Deutschen Meisterschaften im Jagdhornblasen auf Jagdschloss Kranichstein bei Darmstadt. Dieses Jahr verteidigten sie diesen Titel vor der herrlichen Kulisse des Barockschlosses Fasanerie in Eichenzell bei Fulda. Abgesehen von den Titeln auf Bundesebene gab es auch zahlreiche Erfolge auf Landesebene wie beispielsweise bei den Landesmeisterschaften auf Burg Linn in Krefeld. Wettkämpfe bereiten dem Corps Freude, doch es steht noch viel mehr dahinter: die Freude am gemeinsamen Musizieren in gesellschaftlicher geselliger Runde sowie die Pflege und Bewahrung des jagdlichen Brauchtums. Für all das macht sich das rund 30-köpfige Bläsercorps stark, das bereits seit dem Jahr 1952 besteht. Beeindruckend ist die generationenübergreifende Aufstellung der Bläserinnen und Bläser, deren Alter von 16 bis über 80 Jahre reicht.

Wundervolle Hörner

Gespielt wird mehrstimmig mit den kleineren Fürst-Pless-Hörnern und den auffälligeren B-Parforcehörnern, die fürwahr ein echter Blickfang sind: 2,70 Meter Gesamtlänge. Kunstvoll geschwungen zu einem Horn, das in mehrstimmigen Bläsergruppen zum Einsatz kommt, wie beim Bläsercorps der Krefelder KJS. Parforcehörner mit Umschaltventilen ermöglichen es, die Grundstimmung wahlweise auf Es oder B umzuschalten. Somit sind sie voll kompatibel mit den in B gestimmten Fürst-Pless-Hörnern. Vierstimmige Sätze mit jeweils zwei Fürst-Pless-Hörnern und zwei Parforcehörnern und sechsstimmige Sätze mit vier Plesshornstimmen und zwei Parforcehornstimmen sind die häufigsten Kombinationen.

Fürstliches Erbe

Namensgeber des Fürst-Pless-Hornes war Hans Heinrich XI., Fürst von Pless, der Oberjägermeister unter den Kaisern Wilhelm I. und Wilhelm II. Die in B gestimmten Blechblasinstrumente haben als reines Naturhorn eine Länge von 1,30 Meter und bieten einen Tonvorrat von sieben Natur-tönen, von denen meistens nur die fünf tieferen genutzt werden. Es gibt verschiedene Ausführungen, die meistens mit einem Lederband umwickelt sind, das gleich mehrere Vorteile bietet. Es sieht nämlich nicht nur gut aus, sondern schützt das Metall – wie beim Parforcehorn – auch vor Korrosion durch Handschweiß. Außerdem erhöht es die Griffigkeit und verhindert ein Auskühlen der Hand bei winterlichen Temperaturen. Aber es gibt auch Bläser, die ein Horn ohne Wicklung bevorzugen, weil es tonreiner klingen soll. Die wahlweise mit einem Trichter- oder Kesselmundstück spielbaren Blechblasinstrumente gelangten ursprünglich übrigens mit Förstern und Berufsjägern des deutschen Bundesheeres ins zivile Leben. Heute dienen die Hörner nach wie vor als Signalinstrumente und zum Blasen der Jagdleitsignale. Sie kommen bei Gesellschaftsjagden zum Einsatz. Neben den allgemeinen Signalen und den Jagdleitsignalen gehören auch noch die Totsignale zu Ehren des erlegten Wildes zum Repertoire. Zudem sind Plesshörner fester Bestandteil des jagdlichen Brauchtums. In Bläsercorps kommen sie oft gemeinsam mit Parforcehörnern zum Einsatz.

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