Jagende Künstlerin

| Text: Gabriele Metz |

Das große Ganze erschließt sich ihr durch die Jagd, und zugleich ist sie Inspiration für ihre Kunst. Absolute Hingabe erfordert beides. Und gerade das fasziniert die jagende Künstlerin aus der Rhön.

Jährlingsböckchen, ein italienischer Fuchs, Alpenglück, König des Waldes … Tiere zu malen ist Christina Filtzers große Leidenschaft. Wildtiere, Jagdhunde, Vögel, Pferde und Katzen gehören zu ihren Lieblingsmotiven. In der Natur verspürt sie Lebenskraft. Sommerwiesen, duftende Wildblumen, das Summen der Insekten und die Stille im Wald … – all das liebt die Rhönerin ebenso wie den Anblick heimischen Wildes. „Ich male mit den Augen einer Jägerin und porträtiere mit den Empfindungen einer Malerin“, sagt die Frau, für die Leidenschaft der Weg ist, jeden einzelnen Tag als Geschenk zu empfinden.

Woher nimmt Christina Filtzer die Inspiration, um solch eine Vielfalt auf die Leinwand zu bringen? Das ist leicht beantwortet. Natürlich sind ihre persönlichen Jagderlebnisse Quell der Inspiration. Das beginnt bereits in dem Moment, in dem die Künstlerin den Ansitz erreicht. Erst einmal ist dort diese einmalige Ruhe, die eigentlich gar keine ist. „Hier zwitschert ein Vogel. Blätter rascheln im Wind. Ich vernehme das Glucksen des Baches. Eine Kirchturmglocke verrät mir die Zeit. Nun komme ich zur Ruhe und sortiere meine Gedanken. Wenn mir das Glück vergönnt ist, Anblick zu haben, nehme ich alles ganz intensiv wahr. Jede Bewegung, jedes Zucken der Ohren, ein kühner Sprung“, beschreibt die 51-Jährige. Die Anatomie der Tiere ist ihr hinlänglich
bekannt. Was sie aber ganz bewusst einfängt und in ihren Werken verarbeitet, sind die ganz speziellen Stimmungen jedes einzelnen Momentes. Der Künstlerin geht es darum, die Lebendigkeit des Erlebten zu transportieren. Der Betrachter soll genau das spüren, was ein Jäger empfindet. Eine Ebene, die hinter dem Vordergründigen liegt. „In solchen Momenten der Jagd verspüre ich nicht nur die Verbundenheit zur Natur, ich muss unwillkürlich auch an unsere Geschichte als Menschen denken. Als Jäger und Sammler in archaischen Gesellschaften. Wie elementar Jagd einst war. Wie weit wir uns vom Natürlichen entfernt haben“, reflektiert Christina. Mit ihrer Kunst möchte sie den Menschen die Momente des Unmittelbaren, die Urkraft der Natur und die Perfektion der sich an die Herausforderungen der modernen Umwelt adaptiv anpassenden Tierwelt zeigen. Sie kristallisiert das heraus, was in einer technisierten Welt so oft in den Hintergrund tritt: die hingebungsvolle Ehrfurcht vor unserer heimischen Natur und Tierwelt.

Höchste Präzision

Absolute Hingabe ist für Christina Filtzer die Voraussetzung für die Jagd und auch für die Kunst. Wobei ihr Schwerpunkt ganz klar auf der Kunst liegt. Diese basiert allerdings auf dem großen Ganzen, das sich der Malerin erst durch die Jagd erschließt. Jagd und Kunst teilen sich einen weiteren Anspruch: Sie erfordern Präzision. „So, wie in der Jagd das Ansprechen des Wildes oder die Abgabe des Schusses ab-solute Präzision und Sorgfalt verlangen, ist für mich die Erstellung eines Kunstwerks unter genau diesen Prämissen ausschlaggebend. Sicher, am Ende soll alles leicht und lebendig wirken, aber die realistische Darstellung erreiche ich nur durch absolut genaues Hinsehen und Hineinfühlen“, konstatiert Christina Filtzer. Auch bei ihren Jagdhundeporträts sei Exaktheit gefordert, um die jeweilige Rasse entsprechend darzustellen. Erst, wenn das Porträt den Ausdruck und die einzigartigen Eigenschaften des Individuums spiegelt, ist die Künstlerin zufrieden.

Vom Vater geprägt

Die Jagd begleitet Christina Filtzer von Kindesbeinen an. Sie wuchs in einem Jägerhaushalt auf, in dem sie von der jagdlichen Passion ihres Vaters schon früh geprägt wurde. Nicht zu vergessen die zahlreichen Freunde und Bekannten des Hauses, deren Leidenschaft ebenfalls der Jagd galt. Wen verwundert es da, dass auch ihr heutiger Lebensgefährte Jäger ist. „Dieses Themenfeld war und ist bei mir stets präsent“, versichert Christina. Wobei die Rhönerin erst vor zwei Jahren ihren Jagdschein gemacht hat, und das auf Impuls ihrer Tochter hin. „Wir besuchten gemeinsam den Jagdunterricht. Ein guter Freund der Familie unterrichtet in dieser Jagdschule in Ostheim vor der Rhön, und er gab mir den Anstoß, mit der Jagdausbildung zu beginnen, wenn doch auch meine Tochter damit anfangen würde“, berichtet sie.

Naturschutz und viel Verantwortung

Die Jagd bedeutet der Malerin viel. Gelebter Naturschutz, Verantwortung, das Privileg, eine Waffe führen zu dürfen und über Leben und Tod zu entscheiden – all das und noch viel mehr gehört für sie dazu. Die tierschutzgerechte Jagd liegt Christina Filtzer ganz besonders am Herzen. „Bisher hatte ich Glück. Meine Stücke lagen sofort. Sicher werden Tage kommen, an denen es mal nicht klappt und eine Nachsuche erforderlich wird. Bisher habe ich, besonders als Jungjägerin, öfter lieber mal den Finger gerade gelassen“, sagt sie. Wobei solche Situationen keineswegs zu Enttäuschungsmomenten führten. Denn die reine Beobachtung des Wildes, ein schöner Anblick, erfüllt die Künstlerin durch und durch mit Freude. „Mein Jagdherr weiß das, und wir haben mit meinem Papa auch einen erfahrenen, effizienten Jäger im Revier, sodass die Abschusszahlen erfüllt werden. Übrigens ist auch mein Jagdausbilder in diesem Revier tätig“, erzählt die Frau, die sich selbst als traditionsverbunden und sogar ein wenig nostalgisch bezeichnet.

Eher exotisch mutet hingegen womöglich ihre Waffenwahl an. Die Lupo von Benelli im Kaliber .308 Win. ist der erste Repetierer der renommierten italienischen Firma, die eigentlich für ihre erstklassigen Flinten bekannt ist. „Das war ein Tipp meines Vaters. Ich liebe das italienische Design und die moderne Haptik dieser Waffe. Sie lässt sich weich und angenehm repetieren, liegt gut in der Hand und ist im mittleren Preissegment angesiedelt. So, wie ich mir das wünsche“, strahlt Christina.

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