„Jedes Stück, das ich anfertige, ist wie ein Abenteuer“

| Text: Annette Feldmann |

In Wien stellt die Silberschmiedin Sophie Ledochowski eleganten Alltagsschmuck her – von Gürtelschnallen über Manschettenknöpfe bis hin zu jagdlich inspirierten Stücken ganz nach Kundenwunsch.

Nach ihrer Matura hätte Sophie Ledochowski gern eine Lehre als Gold- und Silberschmiedin gemacht, doch 1993 gab es in ganz Österreich keine einzige Lehrstelle. „Ich habe wirklich überall geschaut“, sagt sie. In Innsbruck fand dann doch ein Silberschmied die junge Frau aus dem oberösterreichischen Mühlviertel recht talentiert. Ihr Talent war jedoch kein Einstellungsgrund, denn der Ausbilder beharrte auf „männlichen Nachwuchs“.

Sophie Ledochowski ging stattdessen nach England und studierte Edelsteinkunde. „Ich bin ausgebildete Gemmologin und habe anschließend den BA und Master in Gold- und Silberschmieden gemacht.“ Nach dem Studium arbeitete sie bei einem Silberschmied in London. „Das war eine sehr spannende Zeit, und wir hatten Aufträge von namhaften Kunden.“ An einen kann sie sich besonders gut erinnern: „Einmal haben wir eine große silberne Uhr für den Kaminsims in der Downing Street 10 angefertigt. Ich war nur als eine von vielen daran beteiligt, aber es ist natürlich ein tolles Gefühl.“

Nach 15 Jahren in England ging Ledochowski zurück nach Österreich und machte sich in Wien selbstständig – unter ihrem Mädchennamen Salm, der ihr Markenzeichen ist. Sie stellte schnell fest: „Wenn man sich auf Schmuck konzentrieren möchte, dann muss man mit der Zeit gehen, ständig neue Kollektionen herausbringen und immer wissen, welche Materialien und Trends gerade angesagt sind. Das war nicht meins. Ich sitze einfach gern im Atelier und werkele.“

Auf dem Silbertablett serviert

Sophie Ledochowski beschloss, sich eine Nische zu suchen. „Ich habe mich ein bisschen mit der Jagd beschäftigt und aus diesem Bereich auch sehr viele Anfragen bekommen“, erzählt sie. „So wurde mir mein Spezialgebiet fast auf dem Tablett serviert.“ Hinzu kam, dass sie in einer Jägerfamilie aufgewachsen und mit allen Aspekten der Jagd bestens vertraut ist.

Ideen für Objekte kommen Sophie Ledochowski oft unterwegs: „Ich denke dann plötzlich ,Ach, das könnte ich so und so machen‘, und dann tüftele ich ein bisschen herum, bis es mir gefällt.“ Oft geben auch Anfragen ihrer Kunden den Anstoß für ein Design. So kommen zum Beispiel manche Leute mit den Grandeln ihres ersten Hirschs und haben meist auch schon eine Vorstellung, was damit passieren soll. Wenn es noch kein klares Bild vom fertigen Stück gibt, hört Sophie Ledochowski genau zu, versucht die Persönlichkeit des Kunden einzuschätzen und macht Vorschläge. „Das Ergebnis ist dann etwas gemeinsam Erarbeitetes, das finde ich besonders schön“, sagt sie. „Jedes Stück, das ich anfertige, ist wie ein Abenteuer. Ich taste mich jeweils langsam voran, und an diesem Wachsen und diesem Handwerk habe ich große Freude.“

Die Zeit, die Sophie Ledochowski für ihre Arbeit aufwendet, variiert von Objekt zu Objekt. „Es kommt auf das Design an“, sagt sie. „Manchmal brauche ich Fertigteile, zum Beispiel Klappmechanismen für Manschettenknöpfe, die ich im Großhandel besorge.“ Die kann sie ohne großen Aufwand in Serie vorbereiten. „Wenn es sich um Spezialanfertigungen handelt, rechne ich die Stunden gar nicht genau, denn ich brauche Luft dazwischen, ich brauche Zeit für meine Ideen.“ Mit drei Söhnen im Schulalter arbeite sie oft flexibel. „Einen langen Tag habe ich, und den nutze ich, um ganz in Ruhe arbeiten und etwas entwickeln zu können. Wenn ich nur wenig Zeit habe, beschäftige ich mich mit kleineren Dingen.“

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