Markant gerundet

| Text: Dr. Wolfgang Fleck |

Die Firma Johann Fanzoj aus Ferlach produziert seit drei Jahren eine Querflinte in Round-Body-Auslegung. HALALI-Autor Dr. Wolfgang Fleck konnte die hauseigene Waffe der Manufaktur anlässlich einer Jagdpartie in Schottland inspizieren.
Einige Seitenblicke in stimmungsvollem Ambiente

Die Sonne über der Grafschaft Caithness ist aschfahl. Der Wind treibt Wolken vor sich her. Schottland ist so schön wie launisch. Es kann strahlend sein, wild, freundlich, doch auch spröde und verschlossen. Es ist aus den vier Elementen geschaffen, Erde, Wasser, Feuer und Luft – und sie liegen ständig miteinander im Kampf. Mitte Oktober herrschen meist Luft und Wasser, jedenfalls im Norden, an der Küste. Im Heidekraut, im Dickicht stapfen wir Schritt für Schritt, die Flinten steil nach oben gerichtet. Die Hunde arbeiten freudig, und ihre Führer feuern sie an: „Find them, find them!“ Doch nur selten steigt ein Moorhuhn auf, allenfalls in der Ferne, weit außer Reichweite. Einmal erhebt sich eine Bekassine aus dem Dickicht, nah genug. Doch die Garbe, die ich ihr nachwerfe, verrauscht im Nichts, während der Vogel seinen Zickzackkurs beschreibt. „A very close miss“, meint Gamekeeper Stewart, der die fliegenden Schrote ausmachen kann. Immerhin.

Der Herbst lässt den Tag früh dunkeln und legt über Heide und Hügel, die Wäldchen und Felder bald seine blauschwarze, kalte Luft. Am Abend versammeln wir uns vor dem Kaminfeuer bei einem Glas Whisky. Der Jagdtag mit → seinen eindrücklichen Bildern ist bereits Geschichte – und daraus werden nun Geschichten. Jeder wirft eine Anekdote ein; selbst das alte georgianische Haus scheint von seinen Erlebnissen erzählen zu wollen; es raunt mit dem Gebälk und lässt seine Treppen bisweilen mürrisch knarren. Draußen pfeifen Böen, das Feuer lodert immer wieder auf; die Flammen züngeln an den Scheiten entlang und werfen unruhige Schatten an die Wand. Der Whisky befeuert die Unterhaltung. Die Moorhühner zeigten sich fast nicht, das war schade; auch die Schnepfen machten sich wie immer rar. Doch der Entenstrich war reines Vergnügen. Die Vögel zirkelten in großen Bögen um den Teich und fielen immer wieder ein.

Damenwahl

Natürlich kommen wir irgendwann auf die Waffen zu sprechen, die uns heute begleiteten – und kreisen um die Frage, welche Auslegung vorzugswürdig sei: die Bock- oder die Querflinte. Die modernen 20er-Bockflinten, die wir vor Ort leihen konnten, waren solide und verrichteten bis auf einen Aussetzer ihren Dienst klaglos. Schön waren sie nicht gerade, doch im Feld zählen andere Qualitäten.

Ungleich stilvoller wäre es gewesen, in dieser Umgebung eine ehrwürdige Querflinte zu führen, vorzugsweise aus England oder gar Schottland. Eine Querflinte war heute allerdings im Einsatz – eine Waffe, die wir schon mit einigen verstohlenen Seitenblicken bestaunt hatten. Sie war die Wahl der Dame, die die Mühe nicht gescheut hatte, die eigene Flinte mitzubringen, trotz lästiger Bürokratie. In puncto Stil ist die Debatte nunmehr schnell entschieden, denn das gewichtigste Argument wird uns – im besten Sinne des Wortes – präsentiert: Es ist eine 20er in Round-Body-Konfiguration, die schönste Waffe der heutigen Partie, wie wir einmütig feststellen. Sie stammt aus Ferlach, aus dem Hause Fanzoj – ebenso wie ihre Besitzerin, die mit uns heute auf der Jagd war, Daniela Fanzoj.

Die Herren stellen die Whiskygläser zur Seite und inspizieren mit bubenhafter Freude das Gewehr, während uns von seiner Entstehungsgeschichte berichtet wird. Nach längerer Abstinenz im Flintenbau wollte man bei Fanzoj wieder einsteigen und konzeptionell wie technisch eigene Akzente setzen, abseits des Mainstreams. Eine klassische Querflinte sollte es werden, basierend auf einer Trigger-plate-Konstruktion, in Kaliber 20, in einem Round-Body-Design. Die Formensprache ist in der Tat erfrischend. Sie entfernt sich von den althergebrachten Linien des Seitenschlosses und von der kantigen Anmutung des Anson & Deeley-Systems. Auch das Kaliber 20 trägt zur Eleganz der Waffe bei und hat praktische Vorteile: Das Visierbild kommt mit dem schlanken Laufbündel an das der Bockflinte heran.

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