Natürliches Farbwunder

| Text: Gabriele Metz |

Auch als Falscher Safran bekannt, hat die Echte Färberdistel durchaus eine Menge zu bieten – sei es als natürliches Färbemittel, gesundes Speiseöl oder farbenfrohes Garten-Highlight.

Manch ein Orient-Reisender verharrt erstaunt vor den geradezu spektakulär günstigen orangeroten Fäden, die auf Basaren gleich körbeweise feilgeboten werden. Doch dabei handelt es sich meist nicht um die wertvolle Gewürzpflanze, sondern um Falschen Safran und somit um Carthamus tinctoria L., die Echte Färberdistel. Wobei diese weitaus mehr zu bieten hat, als nur eine kostengünstige Kopie zu sein.

Die zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) gehörende Pflanze ist ei-ne der ältesten Färberpflanzen der Welt. Ihr Einsatz ist mindestens seit 3 500 v. Chr. belegt. Damals färbten die Ägypter unter anderem Leinentücher für Mumien damit ein. In der Antike schätzte man das aus den Samen der Färberdistel gewonnene Öl für die Herstellung von Kosmetik und füllte damit Öllampen. Mit den Römern gelangte die auch als Saflor bekannte Pflanze in den mitteleuropäischen Raum. Im Mittelalter gehörte sie zum festen Bestandteil damaliger Kräutergärten. Man nutzte sie für das Ein-färben von Speisen und auch als Wundheilmittel sowie für die Behandlung von Narben, Verstauchungen und Prellungen. Obwohl die getrockneten Blüten der Färberdistel auch heute noch einen hohen Stellenwert in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) haben, ist die Pflanze nach wie vor offiziell nicht als traditionelles Heilmittel anerkannt. Auch fundierte wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit der leicht abführend wirkenden Pflanze lassen bis dato auf sich warten. Dafür gibt es keinerlei Zweifel an der Hochwertigkeit des aus Färberdisteln gewonnenen Speiseöls. Sein hoher Gehalt an Linolsäure und Vitamin E macht es zu einem bereichernden Faktor einer gesunden Ernährung.

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