„Tiere berühren mein Herz“
| Text: Gabriele Metz |
Die Verfolgungsjagd durch einen wütenden Elefanten zählt zu den prägendsten Erlebnissen der Künstlerin Zita Schlegel. Sie verbrachte einige Zeit in Kenia, begeistert sich jedoch ebenso für die heimische Tierwelt – insbesondere für Jagdhunde. Die studierte Tiermedizinerin organisierte jüngst gemeinsam mit der Künstlerin Ute Bartels die Premiere der Ausstellung „Animal in Art“ in Düsseldorf, und sie plant viele weitere spannende Projekte. HALALI-Redakteurin Gabriele Metz sprach mit der Frau, die bei dem österreichischen Zoologen, Ethologen und Medizin-Nobelpreisträger Konrad Lorenz ihre Beobachtungsgabe schulte und von ihm lernte, sich in Geduld zu fassen.

Sie sind gebürtige Hamburgerin. Was hatte Sie bewogen, für Ihre Mal- und Zeichenausbildung nach München zu ziehen?
Ich bin zwar in Hamburg geboren, doch da mein Vater Soldat war, sind wir oft umgezogen – innerhalb Deutschlands und auch im Ausland in unterschiedliche Länder. Eingeschult wurde ich in Madrid. Als mein Vater in Pension ging, zogen wir auf das Gut meiner Tante ins Sauerland – dort fand ich meine Heimat. Ich bin mit den Tieren auf dem Hof, mit der Natur, den Teichen und der Jagd aufgewachsen.
Wie kam es zu der Entscheidung, Tiermedizin in Berlin zu studieren?
Ich ging nach Bayern, weil ich dort ein Praktikum im Bereich der Verhaltensforschung in Seewiesen am Eßsee absolvierte. München mochte ich ohnehin sehr, und dort befand sich auch die Malschule von Hans Seeger, die ich unbedingt besuchen wollte. Ich habe dort viel gelernt und mich monatelang auf die Bewerbungen an mehreren Kunstakademien vorbereitet. Damals musste man noch 40 Originale pro Mappe und Akademie einreichen – das war eine enorme Arbeit. Schließlich wurde ich an drei Akademien angenommen und erhielt zeitgleich einen Studienplatz für Tiermedizin in Berlin. Ich entschied mich für die Tiermedizin, weil ich dachte, das Malen ließe sich auch als Hobby weiterführen. Ich wollte alles über Tiere lernen – und sie heilen können.
Inwieweit beeinflussten das Studium und Ihre Tätigkeit als Tierärztin Ihre künstlerische Arbeit?
Neben dem Studium der Tiermedizin habe ich stets gemalt. Ich porträtierte beispielsweise Häuser und verdiente mir damit etwas dazu. Einmal malte ich eine wunderschöne Villa in Berlin-Grunewald, hängte das fertige Bild in einer Plastiktüte an die Haustür der Villa und schrieb dazu, dass ich am nächsten Tag wiederkäme. Die Besitzer sahen dann eine wohlerzogene Studentin vor sich, kauften das Bild und empfahlen mich weiter. So konnte ich die teuren Lehrbücher für mein Veterinärstudium finanzieren. Das Studium und die intensive Tierbeobachtung haben mir sehr bei der Malerei geholfen. Ich kann Tiere realistisch darstellen, weil ich ihre Anatomie und ihr Verhalten kenne und weiß, worauf es ankommt.
Umgekehrt hat mein geschultes Auge mir auch in der Tiermedizin geholfen: Ich sehe sofort, ob ein Tier rundläuft oder ob es Schmerzen hat – ich kenne die Körpersprache der Tiere sehr genau.
Berichten Sie uns von den Highlights Ihrer Zeit als Praktikantin bei Konrad Lorenz. Welche Erlebnisse haben sich Ihnen besonders eingeprägt?
In meiner Zeit bei Konrad Lorenz habe ich vor allem Vögel beobachtet und gelernt, mich in Geduld zu fassen. Stundenlanges stilles Sitzen, um Tiere wirklich kennenzulernen. Ich habe es schätzen gelernt, mich zurückzunehmen, einfach nur zu beobachten und alles in mich aufzunehmen. Besonders beeindruckt haben mich die Eisvögel, die immer wieder ins Wasser eintauchten, bis sie endlich einen Fisch erwischten. Ihre Ausdauer war mir eine Lehre für mein eigenes Leben.
Diese Hingabe finde ich auch beim Ansitz wieder – dort beobachte ich mit tief empfundener Freude auch die nicht jagdbaren Wildtiere. Ein Eichhörnchen, eine Amsel … Dann bin ich ganz bei mir, ganz im Moment – und einfach glücklich.
Tiermalerei und Tierporträts sind Ihre künstlerischen Schwerpunkte. War das immer so?
Anfangs malte ich viele Sportmotive. Mich faszinierte die Bewegung, die ich auch bei Tieren so liebe. Tiere sind meine Leidenschaft. Wenn man das malt, was man liebt, überträgt sich das hoffentlich auch auf den Betrachter. Menschen wünschen sich ein Porträt ihres Tieres, und ich kann ihnen damit Freude und schöne Erinnerungen schenken.
Dennoch erhalte ich auch andere Aufträge – Stillleben, Häuserporträts, gelegentlich auch Abstraktes. Wenn man die Techniken beherrscht, kann man sie vielfältig anwenden. Aber nichts berührt mein Herz so sehr wie die Tiere – sie anzuschauen ist Kraft und Labsal für meine Seele.


Was ist für Sie die besondere Herausforderung der Tiermalerei?
Für mich ist entscheidend, den Charakter eines Tieres, sein Fell und seine Haltung in Einklang mit der Umgebung zu bringen. Besonders wichtig ist mir der Augenausdruck – er soll den Betrachter ansprechen und eine Verbindung mit ihm herstellen. Ich möchte Tiere realistisch darstellen. Die Proportionen müssen stimmen. Oft arbeite ich mit einem eher abstrakten Hintergrund, um das Tier stärker hervorzuheben. Dabei spiele ich gern mit Farben und Kontrasten.
Sie interpretieren die traditionelle Tiermalerei auf moderne Art und Weise. Weshalb beflügelt Sie gerade diese Form der künstlerischen Interpretation?
Ich mag es klassisch und modern zugleich. Bei vielen Bildern entsteht die Dynamik durch die Haltung der Tiere. Wenn ich ein Tier mit viel Natur drum herum realistisch darstelle, erfährt es keine solch starke Betonung. Dann erweckt es eher einen fotografischen Eindruck. Indem ich das Drumherum reduziere, wirkt das Bild künstlerischer, moderner. Es wird dann zum Kunstwerk und ist eben kein Foto.