Vom Schuss bis zum Smoken

| Text: Gabriele Metz |

Eine Nose-to-Tail-Philosophie, Verantwortungsbewusstsein und die Leidenschaft des Vollblutjägers spornen Stefan und Tom Göring an. Das Ergebnis? Heimat Wild. Ein Unternehmen, das auf Nachhaltigkeit setzt und mit maßgeschneiderten Hirschledernen aus dem Leder selbst erlegter heimischer Hirsche verblüfft.

Was geschieht, wenn Vater und Sohn aus ihrer Leidenschaft ein Unternehmen machen? Im Fall von Stefan und Tom Göring jedenfalls etwas ganz Wunderbares. Und das Wunder geschieht im Karwendelgebirge, wo Familie Göring ein eigenes Revier betreut. Dort jagen beide gemeinsam: Vater Stefan, der seinen Geschäftsführerposten bei einem italienischen Kaffeemaschinenhersteller aufgab, um ein neues, nachhaltiges Start-up zu gründen, und Sohn Tom, der als Abiturient seinen Jagdschein machte. Herausgekommen ist das Unternehmen Heimat Wild.

Das 2 000 Hektar große Revier, das Stefan und Tom im Winter auch gerne auf Tourenskiern durchqueren, ist das Herzstück von Heimat Wild. Es liegt ganz in der Nähe des Stausees, der die schöne Isar bändigt, und rundet mit einer auf 1 700 Meter Höhe gelegenen Jagdhütte im Karwendelgebirge alles ab, was sich das Jägerherz wünscht. „Unser Ziel ist es, eine Verbindung zwischen Tradition und Moderne zu schaffen. Für mich ist die Jagd ein ganzheitliches Erlebnis und der Startpunkt einer konsequenten Verwertungskette“, sagt Stefan. Und die reicht vom Schuss bis hin zum Smoken.Als Idee während der Coronapandemie geboren, entwickelte sich Heimat Wild rasant. „Angefangen haben wir mit edlem Wildbret wie Rücken oder Keule. Schon bald kamen Nuss, Oberschale, Hüfte und Gulasch hinzu. Doch wir wollten mehr: die 100%ige Verwertung natürlicher Ressourcen“, betont Stefan. Der passionierte Skifahrer und Unternehmer setzte diese Vorstellung um. Unterstützt von Tom, der nach einer Ausbildung zum Großhandelskaufmann in München Management, Communication & IT studierte und sich jetzt auf den Masterstudiengang freut. Inzwischen gibt es ein ganzes Team, das sich der Vollverwertung widmet.

Lederhose inklusive

Regionale Partner fertigen aus Loden und Fellen der erlegten Tiere exklusive Funktionskleidung für Jäger. In der Abschussprämie für einen Rothirsch der Klasse 1 ist die maßgeschneiderte Lederhose vom erlegten Hirsch sogar enthalten. „Wir legen Wert auf die komplette Verwertung des Wilds, die lokale Verarbeitung und die regionale Vermarktung unserer Produkte“, so Tom. Zu den Abnehmern gehören auch Restaurants und Metzger, die das Wildbret weiterverarbeiten. Wildspezialitäten wie Wurst oder Gulasch und sogar Rohsalami gehören zum verführerischen Sortiment, das auch Burger Patties vom Hirsch, Hirsch-Beißer und -Wurzen sowie Rehbraten, Gamsrücken und einiges mehr umfasst. Während das Fleisch für den Kunden küchen-fertig hergerichtet wird, entstehen aus den Knochen schmackhafte Jus-Varianten und Fonds.

Die Nachfrage ist groß. Da würde das eigene Revier nicht ausreichen. „Zurzeit jagen für Heimat Wild rund 50 Jäger in 15 Revieren mit einer Gesamtfläche von 15 000 Hektar“, berichtet Tom. Ab Mitte Dezember ruhe meist die Jagd, weil die Reviere dann einfach nicht mehr begehbar seien. Wobei Vater und Sohn samt Team hart im Nehmen sind. Lawinenrisse räumt man mitunter einfach selbst. „Bei Erdrutschen mit Bäumen ist dann allerdings wirklich Schluss“, erklärt Stefan mit Nachdruck. Anfang Mai beginne dann aber endlich wieder die neue Jagdsaison.

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