„Wenn ich male, dann bin ich der Wolf“
| Text: Annette Feldmann |
Der belgische Tier- und Naturmaler Ward Nijs verbringt seine Zeit gerne in der Eifel und begleitet Jäger auf der Ansitz- und Pirschjagd. In seinem 2018 erschienenen Bildband „Wild“ porträtiert er Jäger, Wild und die Geschichte der Jagd.
„Passie“ ist das flämische Wort für „Leidenschaft“, und der Belgier Ward Nijs benutzt es im Gespräch sehr oft. Aus gutem Grund. Die Leidenschaft sprüht geradezu aus ihm heraus – seine Leidenschaft für die Kunst und das Malen in gleichem Maße wie seine Leidenschaft für die Natur und das Wild. Bereits als kleines Kind hat er zu Stiften gegriffen, um stundenlang zu zeichnen. „Ich habe gerne die ,Suske en Wiske‘-Comics abgezeichnet, die in Belgien sehr bekannt und beliebt sind“, sagt Ward Nijs. Auch in der Schule drehte sich bei ihm immer alles ums „Malen, Malen, Malen“, und die anderen Fächer litten zugunsten des Kunstunterrichts.
„Als ich etwas älter wurde, habe ich angefangen, Werke von großen Künstlern zu kopieren, Rembrandt zum Beispiel“, erzählt Nijs. Mit 15 Jahren hat er begonnen, mit Pastellkreiden zu arbeiten, um dieses Material kennenzulernen und auszuloten. „So richtig meins war es nicht“, sagt er. Als 18-Jähriger hat er Ölfarben für sich entdeckt und war sofort begeistert. „Das war super! Die sind toll. Ich habe auch Acrylfarben benutzt, aber Öl ist einfach besser und geht viel mehr in die Tiefe.“ Nach dem Schulabschluss legten die Eltern ihrem Sohn nahe, eine Ausbildung zu absolvieren – sie hatten Angst, dass er als „armer Künstler“ enden könnte. „Darum habe ich eine Ausbildung zum Elektromechaniker gemacht, doch es war furchtbar!“
Nichts als heiße Luft
Besser wurde es erst, als er schließlich einen Job in einer Werbeagentur in Antwerpen fand: „Endlich konnte ich wieder malen!“ 30 Jahre war Ward Nijs in der Branche tätig. „Wir haben für alle großen Namen gearbeitet. Aber inzwischen bin ich froh, dass diese Zeit vorbei ist. Werbung ist sehr stressig, und im Endeffekt verkauft man nichts als heiße Luft.“
Eine besondere Begegnung hat Ward Nijs in seiner Karriere nachhaltig geprägt und inspiriert. Als 21-Jähriger hat er (den 1995 verstorbenen) Marinus Harm „Rien“ Poortvliet getroffen, der als der bekannteste niederländische Künstler des späten 20. Jahrhunderts und als einer der international anerkanntesten Tier- und Jagdmaler der Moderne gilt. „Er hat mich enorm inspiriert“, schwärmt Nijs, „und ich wusste genau: Wenn ich ,groß‘ bin und mehr Erfahrung gesammelt habe, möchte ich ebensolche Tierbücher machen wie er.“ Doch zunächst lernte Ward Nijs seine Ehefrau kennen, mit der er eine Galerie eröffnete und zwei Mal im Jahr seine Bilder ausstellte: „Das lief immer prima.“ Und das mit den Büchern klappte dann auch – allerdings (noch) nicht mit Tieren, sondern mit dem belgischen Nikolaus. Von „Op bezoek bij Sinterklaas“ („Zu Besuch bei Sinterklaas“), das er zusammen mit Marko Heijl veröffentlichte, verkauften sich etwa 15 000 Exemplare. „Für Belgien beziehungsweise Flandern ist das richtig gut“, sagt Nijs. Auch sein nächstes Buch, „Op bezoek bij de Kerstman“ („Zu Besuch beim Weihnachtsmann“), findet einen ähnlich großen Absatz.