Wintervögel — Gefiederte Freunde der kalten Jahreszeit
| Text: Gabriele Metz |
Sie sind allesamt ein wahres Highlight im winterlichen schneebedeckten Garten und erfreuen das Herz, wenn sie sich im nahrhaft gefüllten Futterhäuschen tummeln: unsere Wintervögel. Rund 25 Arten zählen zu den häufigen Gästen; nimmt man auch seltenere Arten hinzu, liegt ihre Zahl weitaus höher. Hier ein kleiner Einblick in die zauberhafte Welt unserer heimischen Wintervögel.
Amsel – Ouvertüre und Coda
Der muntere Gesang der Amsel ist meist das erste Konzert am frühen Morgen, und weil der auch als Schwarzdrossel oder Kohlamschl bekannte Vogel über ein sagenhaftes Durchhaltevermögen verfügt, beschließt sein munteres Gezwitscher in der Regel auch den Tag. Ist von der im Althochdeutschen als Amsala bekannten Turdus merula die Rede, denkt man als Erstes an ihr tiefschwarzes Gefieder und den leuchtend orangegelben Schnabel. Wobei sich nur die männlichen Vertreter mit diesem markanten Gewand schmücken. Weibliche Amseln kommen weitaus bescheidener daher: Sie sind dunkelbraun und haben eine gestrichelte Brust. Auch beim Gesang hält sich das Weibchen bedeckt. Es sind männliche Amseln, die – bevorzugt an erhöhten Stellen – so wunderbar melodisch flöten. Der Gesang des überwiegend ganzjährig in Deutschland lebenden Vogels ist voller Variationen. Die Amsel ist sogar dazu in der Lage, Geräusche nachzuahmen. Auf ihrem Speiseplan stehen Würmer, Insekten und Schnecken. Da diese im Winter rar sind, wird er in der kalten Jahreszeit durch Beeren und Samen ergänzt. Auf der Suche nach Nahrung durchstreifen Amseln niedriges Gras und fallen durch ihre hüpfenden Bewegungen auf. Regenwürmer gräbt der beliebte Gartenvogel hoch motiviert aus. Ursprünglich handelt es sich bei der Amsel um einen scheuen Waldvogel. Inzwischen ist der zur Familie der Drosseln gehörende Sperlingsvogel längst an die Nähe von Menschen gewöhnt und gibt sich oft sogar recht zutraulich.
Bergfink – Faible für Bucheckern
Den Spitznamen Quecker trägt der Bergfink (Fringilla monti-fringilla) zu Recht, denn sein relativ harter Ruf ist aufgrund eines unverkennbaren Quäklautes bemerkenswert. In den Genuss dieses Phänomens kommen Vogelfreunde innerhalb Deutschlands im Winter, denn dann verlässt der aus dem europäischen Norden und Asien stammende Gegler, so sein weiterer lautmalerischer Beiname, seine Brutplätze. Im Winterquartier angekommen, mischt er sich gerne unter Buchfinken, deren männliche Vertreter ebenfalls in Deutschland überwintern. All das ergibt sehr viele Finken, die sich an Massenschlafplätzen sammeln und Baumzweige mitunter an ihre Belastungsgrenze bringen. In der Pfalz war die nächtliche „Böhämmerjagd“ bis
Anfang des 20. Jh. sehr beliebt. Die Bergfinken saßen eng aufgereiht und rückten einfach nach, wenn durch Abschuss eine Lücke entstand. Bergfinken haben ein Faible für Bucheckern. Besonders verführerisch sind diese, wenn sie von Autoreifen überrollt wurden und somit leicht konsumierbar sind. Das wiederum führt zu einem erhöhten Sicherheitsrisiko für die Bergfinken, die tatsächlich auffallend oft ihr Leben auf der Straße lassen. Insekten und Knospen bereichern ihren Speisezettel während der Sommermonate. Im Winter freuen sich Bergfinken über Sonnenblumenkerne. Es lohnt sich, den Bergfink ins Futterhaus zu locken, denn der glänzende blau-schwarze Kopf der Männchen, der einen markanten Kontrast zu dem leuchtenden Orange an der Brust- und Schulterpartie bildet, ist ein wahrer Blickfang.
Blaumeise – gerne mal kopfüber
Gärten mit altem Baumbestand zählen zu ihren Lieblingsrevieren, aber sie gehören auch allgemein zu den häufig anzutreffenden Vögeln: Blaumeisen. Die federleichten Vögel sind spielend leicht an ihrer leuchtend gelben Brust, ihrem blauen Scheitel sowie den blauen Flügel- und Schwanzfedern zu erkennen. Im Futterhäuschen setzen sich die kleinen Blaumeisen (Cyanistes caeruleus) selbstbewusst gegen andere Arten durch. Männliche und weibliche Vertreter stehen sich in puncto Zierlichkeit in nichts nach. Beide bezaubern nicht nur Kinder mit ihrer zarten Kompaktheit und dem winzigen Schnäbelchen. Blaumeisen sind wahre Akrobaten. Auf der Futtersuche hangeln sie sich sogar kopfüber an dünnen Zweigen entlang. Obwohl die ganzjährig in Deutschland lebenden Blaumeisen eigentlich vor allem Insekten, Larven und Spinnen fressen, passen sie sich im Winter problemlos an, indem sie ihre Ernährung auf Körner umstellen. Meisenknödel, Nüsse, Sonnenblumenkerne, Äpfel und auch Beeren sind bei ihnen in den kalten Monaten sehr beliebt.
Buchfink – charakteristischer Regenruf
Der Buchfink ist Rekordhalter: Fringilla coelebs ist der am häufigsten vertretene Vogel innerhalb Europas. Die ganzjährig in Deutschland lebenden Vögel gehören zu den Stammgästen im Futterhaus. Der wissenschaftliche Name des Buchfinks lautet übersetzt „Der Junggeselle“, weil die in Deutschland überwinternden Buchfinken überwiegend Männchen sind. Die Weibchen weichen in der Regel in südlichere Regionen aus. Eine prachtvolle Färbung macht das Männchen unverkennbar. Brust und Rücken sind rostrot, der Scheitel zeigt ein schönes Blaugrau. Hinzu gesellen sich ein graugrüner Bürzel sowie weiße Schwanzkanten und Flügelbinden. So unverwechselbar wie ihr Aussehen ist auch das Flug-verhalten der Buchfinken. Man erkennt die Schwärme an kontinuierlichen „jupp“-Rufen und ihrer wellenförmigen Flugbahn. Abhängig von der Region, in der Buchfinken leben, variiert ihr Gesang. Wobei der metallisch klingende Ruf „fink“ ebenso auffällt wie der für ihn typische Regenruf „rrhü“ oder „trüb“. Bei der Futtersuche am Boden fallen die schnellen, rhythmischen Nickbewegungen ihres Kopfes und der trippelnde Schritt auf.
Buntspecht – eigene Schmiede
Dendrocopos major trägt seinen wissenschaftlichen Namen zu Recht. Denn er ist in der Tat der „Große Baumhämmerer“. Sein schnelles, kurzes Trommeln verrät ihn bereits aus der Ferne. Wobei er auch einen charakteristischen Stimmlaut hat: „Kix“. Von der Größe her gleicht der Buntspecht der Amsel. Auffällig sind sein dunkler, an einen Meißel erinnernder Schnabel, die schwarz-weißen Flügel, der helle Bauch und das tiefe Rot der Unterschwanzdecken. Männliche Spechte tragen zudem einen roten Scheitelfleck. Junge Buntspechte sind leicht mit Mittelspechten zu verwechseln, weil sie – wie diese – einen vollständig roten Scheitel haben. Spechte lieben abgestorbene Bäume, weil sich in deren Holz begehrte Leckerbissen wie Larven und Insekten befinden. Samen von Kiefern und Fichten zählen ebenfalls zu den kulinarischen Vorlieben des Buntspechts. Unter Spechtschmieden finden sich bisweilen Hunderte von leeren Zapfen. Der Begriff Schmiede ist einer speziellen Technik der Spechte zuzuschreiben: Sie klemmen Zapfen in Rindenspalten ein, um dann emsig Meißelarbeiten an ihnen vorzunehmen. Laub- und Nadelwälder gehören ebenso zum Lebensraum des Buntspechts wie Feldgehölze, Parks und großzügig angelegte Gärten.