„Wir müssen die Kadaver finden!“

| Text: Gabriele Metz |

„Such die Sau!“ – drei Worte, hinter denen eine große Hoffnung steckt. Nämlich die, mithilfe von speziell ausgebildeten Kadaver-Suchhunden die weitere Verbreitung der gefährlichen Afrikanischen Schweinepest einzudämmen. Daniel Panzer ist einer dieser Suchhundeführer und darüber hinaus einer, der sich auch auf anderen Ebenen für die Bekämpfung der ASP starkmacht.

Sie steht nicht mehr nur vor der Tür, sondern sie ist längst da: Die Afrikanische Schweinepest (ASP) hat Einzug gehalten in Deutschland. Im September letzten Jahres wurden westlich der deutsch-polnischen Grenze an der gefährlichen Virusinfektion verendete Sauen gefunden. Inzwischen ist die Zahl der Kadaver längst auf über 1 000 angewachsen. Tendenz steigend. Aktuell sind die Bundesländer Brandenburg und Sachsen betroffen. Das Saarland und Schleswig-Holstein waren als Erste in der Kadaver-Suchhundeausbildung aktiv und sind mit ihren Suchhundegespannen bereits regelmäßig in den betroffenen Gebieten im Einsatz. Inzwischen sind auch andere Bundesländer wie Hessen, Niedersachsen, Sachsen, Rheinland-Pfalz und Bayern aktiv. Alle fürchten einen Ausbruch und die daraus resultierenden schwerwiegenden Restriktionen wie Keulungen der gesamten Schweinebestände der landwirtschaftlichen Betriebe. Der mögliche wirtschaftliche Schaden auf Bundesebene könnte ein astronomisches Ausmaß erreichen. Für einige sind die Auswirkungen der ASP bereits harte Realität geworden. Der erste Schweinemasthalter hat inzwischen aufgegeben. Aus Angst vor der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und möglichen Folgen ließ der Landwirt aus Letschin, einer Gemeinde im Landkreis Märkisch-Oderland, seine letzten Mastschweine nun auf den Schlachttransporter verladen. Eine möglichst schnelle Eindämmung der gefährlichen Seuche scheint unabdingbar, um die Schäden in der Landwirtschaft und den betroffenen Regionen einzugrenzen. Die Errichtung eines zweiten Schutzzaunes zur polnischen Grenze hin könnte durchaus sinnvoll sein, um die Zone zwischen dem bereits bestehenden Schutzzaun und dem neuen Zaun zukünftig konsequent frei von Schwarzwild zu halten.

Schutzzäune allein werden nicht reichen

Wenn es damit nur erledigt wäre. Das jedoch bezweifelt Daniel Panzer, der sich seit Monaten intensiv mit der ASP-Seuchenprävention, ihren möglichen Maßnahmen und Auswirkungen befasst. „Aktuell gibt es ja bereits schon über 120 Kilometer lange Schutzzäune. [Das Land Brandenburg stellte für die ASP-Bekämpfung eigens rund sechs Millionen Euro im Landeshaushalt ein. – Anm. d. Red.] Diese Schutzzäune verhindern bekanntermaßen jedoch nicht, dass Kadaverteile beispielsweise von Raben oder Wölfen verschleppt werden und in bislang noch nicht von ASP betroffene Gebiete gelangen“, gibt der im Landkreis Waldeck-Frankenberg lebende Jäger zu bedenken. Vorrangig wichtig sei es, die Kadaver der an ASP verendeten Sauen zügig zu finden und ohne Virusrückstände zu entnehmen. Was ein aufwendiges Unterfangen ist, da zum Teil auch die Abtragung von Erdreich durch Fachpersonal an der Kadaver-Fundstelle zu den Maßnahmen gehört. „Man muss mit speziellen Fahrzeugen in die von ASP betroffenen Gebiete fahren, weil der Zugang mit Privatfahrzeugen aufgrund der Viren-Verschleppungsgefahr strikt untersagt ist. Auch die Kleidung ist ein potenzieller Überträger. Folglich sind allerhöchste Hygienemaßnahmen vorgeschrieben“, berichtet Panzer, der zur Bekämpfung der ASP aktiv beitragen will. Deshalb bildete der 58-Jährige seine beiden Deutschen Wachtelhündinnen zu ASP-Kadaver-Suchhunden aus, absolvierte mit ihnen im Dezember letzten Jahres als erster Hundeführer des Landkreises Waldeck-Frankenberg erfolgreich die Prüfung und will so aktiv dazu beitragen, die ASP-Gefahr einzudämmen.

Ideal für ältere Jagdhunde

Mit neun und elf Jahren gehören die beiden Deutschen Wachtelhündinnen Urmel und Motte bereits zur vierbeinigen Seniorengeneration. Doch das scheint dem Einsatz als Kadaver-Suchhunde nicht im Weg zu stehen – im Gegenteil. „Das ist sogar eine ganz tolle Aufgabe für ältere Hunde. Motte ist ja ein ausgebildeter Nachsuchenhund, und sie freut sich spürbar über diese neue Aufgabe“, versichert Panzer, der überzeugter Standschnaller ist und beide Hunde als Kurzjäger ausgebildet hat. Drei- bis viermal pro Woche ist der Mann, der sich vor allem für Drückjagden begeistert, normalerweise in der Saison mit seinen Deutschen Wachtelhündinnen unterwegs. Doch jetzt stehen aufgrund der ASP ganz neue Pläne an.

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