Würziger Frühblüher
| Text: Gabriele Metz |
Seine Aromen erinnern an Möhre, Dill und Petersilie. Auch schwingt ein Hauch von Kümmel mit. Der Wiesenkerbel ist schmackhaft und zugleich eine Augenweide in jedem naturnahen Garten.

Er ist eine wahre Vitamin-C- und Betacarotin-Bombe. Hinzu gesellen sich wertvolle ätherische Öle, die dem Wiesenkerbel über lange Zeit hinweg den Status einer vielseitigen Heilpflanze einbrachten. Heutzutage landet die vom Geschmack her an Möhren und Petersilie erinnernde Pflanze eher auf den Tellern natur-verbundener Gourmands, wobei beim Sammeln allergrößte Vorsicht walten sollte. Denn der Wiesenkerbel, der wild vorzugsweise an Wegrändern, auf Wiesen und Weiden gedeiht, hat einen brandgefährlichen Doppelgänger, dessen Pflanzenteile allesamt überaus toxisch sind: der Gefleckte Schierling (Conium maculatum). In der Regel unterscheidet sich dieser vom vollständig essbaren Wiesenkerbel durch rötliche bis violette Flecken an den Stängeln und einen stechenden, an Mäuse-Urin erinnernden Geruch. Zudem gilt der Wilde Wiesenkerbel als phototoxisch und kann folglich an Sonnentagen bei empfindlichen Personen zu Hautausschlägen führen, wenn diese ihn ohne Handschuhe berühren. Auch die stark giftige Hundspetersilie (Aethusa cynapium) wird leicht mit dem Wiesenkerbel verwechselt. Wer kein Risiko eingehen möchte, pflanzt den robusten Wiesenkerbel, der kaum von Schädlingen belästigt wird, zu Beginn des Frühjahrs einfach selbst. Die Insekten wird es freuen. Schmetterlinge, Wildbienen, Schwebfliegen und Käfer lieben die Blüten der perfekt in naturnahe Gärten passenden Pflanze. Der an Möhren erinnernde Geschmack des Wiesenkerbels kommt nicht von ungefähr. Denn tatsächlich ist die zu den Doldenblütlern (Apiaceae) gehörende Pflanze mit Möhre und Dill verwandt. Insgesamt bereichern rund zwölf weitere Arten die Pflanzengattung des Kerbels. In der Küche spielt auch der Echte Kerbel (Anthriscus cerefolium) eine Rolle: Er ist eine schmackhafte Würzpflanze.
Als erster Doldenblütler, der uns im Frühjahr mit seiner erfrischenden Blüte erfreut, erreicht der Wiesenkerbel im Mai einen fulminanten Höhepunkt, der banale Wegränder mit seinen Blüten in ein optisches Feuerwerk verwandelt. Auch auf gedüngten Weiden sieht man ihn häufig, weil sich der Wiesenkerbel mit dem – häufig in direkter Nachbarschaft wachsenden – Scharfen Hahnenfuß (Ranunculus acris) die Vorliebe für Stickstoff teilt.